Innung Nordost: Jubiläum und Tagung in Oberwiesenthal

Umbrüche sind Chancen zur Veränderung


Die Innung Nordost ist mit fünf Bundesländern flächenmäßig die größte Parkett- und Fußbodentechnik-Innung. Am denkwürdigen Tag des Mauerfalls trafen sich Mitgliedsbetriebe und Aussteller zur Jahrestagung und zum 50-jährigen Jubiläum im Erzgebirge. 1967 war in der damaligen DDR die "Erzeugnisgruppe der Parkettleger" gegründet worden.

Die Herbsttagung der Innung Nordost stand im Zeichen historischer Umbrüche. Am Tag zuvor hatte der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen, den Verbandssitz 2018 nach Berlin zu verlegen. "Die Nähe zu den anderen Handwerksorganisationen ist ein wichtiger Schritt zu mehr Lobbyarbeit für unsere Branche", begrüßt Obermeister Torsten Weber die Entscheidung.

Auch das Datum der Tagung war geschichtsträchtig: Der 28. Jahrestag des Mauerfalls. Ein Meilenstein für die, deren Betriebe damals enteignet waren. Nach der Wende konnten sie außerhalb der Staatsräson selbstständig arbeiten und Material bestellen - nach Bedarf und mit Gewähr einer Lieferung. "Der Wegfall des Meisterzwangs zur Betriebsführung hat die Qualität im Handwerk allerdings negativ beeinflusst", betonte Weber, der damit auch die Qualität der Lehrlingsausbildung in Gefahr sieht. Die wahlpolitisch in den Raum gestellte Wiedereinführung des Meisterbriefs wird von Eingeweihten als fraglich angesehen, doch jedem stehe es frei, sich zum Meister zu qualifizieren und sich mit dem Meisterbrief eventuell auch einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Aktuell werden im Meisterkurs in Berlin 15 Teilnehmer ausgebildet.

Aus- und Weiterbildung sind Hauptaufgaben der Innung, wie Lehrlingswart Ricco Zellhuber ausführte. Das Augenmerk liege aktuell auf dem Maschinenlehrgang an den Berufsschulen in Plauen und Berlin. Grund: Die Berufsgenossenschaft bezahlt bei einem Unfall nur, wenn der Azubi den Lehrgang besucht hat. Für Berlin rüsten sich in der Innung gerade zwei zusätzliche Ausbilder für den Maschinenkurs. "Durch die Zusammenlegung der beiden Berliner Berufsbildenden Schulen Marcel-Breuer und Martin-Wagner zum OSZ Bau und Holztechnik fehlt es an Klassenräumen und Lehrern, sodass die Bodenleger erst ab dem nächsten Schuljahr zum Blockschulunterricht können", berichtete Fachlehrerin Annette Sommerfeld aus Berlin. Sie war mit dem amtierenden Landessieger der Parkettleger, Steven Standke, angereist. Im OSZ Plauen ist derzeit der Neubau der Holz- und Parkett-Werkstatt in vollem Gange, sodass der praktische Unterricht der Parkett- und Bodenleger auch mit dem Umzug in der Uferstraße reibungslos weiter geht.

Eine aktive Innung

Aktuell hat die Innung Nordost 142 Mitgliedsbetriebe. 50 Mitglieder kamen nach Oberwiesenthal, direkt an der tschechischen Grenze. Von den 65 Gastmitgliedern kamen 40 zur Tagung und bekundeten damit ihre Verbundenheit, die meisten sogar mit einem Stand. Woca und Roll waren als Neuzugänge dabei.

In einer gemeinsamen Gesprächsrunde wurde diskutiert, wie man mehr und besonders junge Parkett- und Bodenleger zu einer aktiven Mitgliedschaft in der Innung bewegen könnte. Das Ergebnis zeigte, dass massiv an der Außendarstellung gearbeitet werden müsse. Auch Schnuppergebühren für das erste Jahr oder eine andere Staffelung wurden vorgeschlagen. Man entschloss sich, in einer Art Innenrevision die Vorzüge einer Mitgliedschaft klar zu definieren und nach außen zu kommunizieren. | Silvia Mändle
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)