Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost

Appell an den Zusammenhalt und für Engagement in der Innung


Material in beliebiger Menge Just-in-time zu bestellen und am nächsten Tag geliefert zu bekommen, ist heute selbstverständlich. Wer bei der Jubiläumsfeier der Innung die Festrede von Obermeister Torsten Weber hörte, erfuhr, welcher Luxus es für Handwerker in der damaligen DDR war, überhaupt an Material zu kommen, um Böden verlegen zu können. Ganz abgesehen davon, dass das Material stark fehlerhaft war und die Maschinen oft mangelhaft, weil es keine Ersatzteile oder Reparaturmöglichkeiten gab. Doch es gab einen starken Zusammenhalt unter den Parkettlegern. So schlossen sich 36 Betriebe am 21. Oktober 1967 auf persönliche Initiative freiwillig zur "Erzeugnisgruppe der Parkettleger" zusammen. Das war eine Besonderheit, denn die Bildung von Erzeugnisgruppen hatte sich bis dahin der Staat vorbehalten und entsprechend kontrolliert.

Wilhelm Schmitt - Tischler, Parkettleger und Diplom-Ingenieur - engagierte sich damals als Gruppensekretär und versuchte, für die Gruppe beim Staat auch besseres Material zu bekommen. Im Gegensatz zu Bodenlegern waren Parkettleger in der DDR vor 1969 nicht als eigenständiges Gewerk anerkannt. Aber auch danach wurden die Lehrlinge weiter in den Tischlerklassen unterrichtet. Produktionsgenossenschaften, staatliche Betriebe und private Handwerksunternehmen - Betriebe mit komplett unterschiedlichen Eigentumsformen - aus dem gesamten Osten saßen zweimal im Jahr gemeinsam am Tisch zum kollegialen Austausch. Bis zur Wende waren alle 130 Parkettlegebetriebe der Gruppe beigetreten.

Parallel gab es in Berlin West die Innung der Parkettleger, die Joachim Barth von 1978 an als Geschäftsführer und ab 1981 als geschäftsführender Obermeister führte.

Mit der Wende kam der Umbruch zur Marktwirtschaft. Der Osten lernte neues - marktwirtschaftlich denken, kalkulieren und abrechnen. Fachliche Unterstützung kam vom Zentralverband und von Dozenten aus den alten Bundesländern. Schon 1990 wurde aus der ehemaligen Erzeugnisgruppe die Innung Nordost, und Bernhard Assing zum ersten Obermeister gewählt. Intern wurde eine Aus- und Fortbildung mit Gesellen- und Meisterprüfung in der Berufsschule Plauen initiiert. 2000 schlossen sich die beiden Innungen Berlin West und Nordost zusammen, und Joachim Barth übernahm ab 2001 das Amt des Obermeisters. 2012 ging der Stab dann an Torsten Weber weiter. Mit seinem Rückblick verband der amtierende Obermeister auch einen Wunsch: Sich wieder auf diesen Zusammenhalt zu besinnen und in der Innung aktiv zu engagieren.
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)