BVPF Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik e.V., BIV Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe

Stellungnahme zu "0,5 CM-% ist marktgerecht und sicher" in FussbodenTechnik 1/2018: Profit statt Technik – wirtschaftliche Interessen verhindern eine konstruktive technische Diskussion


Kürzlich berichtete der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) über seine aktuellen Erkenntnisse zur Belegreife von beheizten Calciumsulfat-Fließestrichen (CAF). Aus Sicht des bodenlegenden Handwerks und der Verlegewerkstoffhersteller sind dazu alle technischen Positionen bekannt und ausgetauscht. Neue Erkenntnisse sind seit den gemeinsamen Gesprächen zwischen TKB und damals Industrieverband Werkmörtel (IWM, heute VDPM) nicht erkennbar.

Laut Michael Witte (Lanxess) wartet dieser seit "fast zwei Jahren, dass Estrichschäden vorgetragen werden". Glücklicherweise halten sich die Boden- und Parkettleger an die Empfehlungen der TKB bzw. der Verlegewerkstoffhersteller oder achten auf die Freigabe des Estrichherstellers. Der Wunsch nach Reklamationen seitens Michael Witte klingt für Verleger in diesem Zusammenhang fast schon zynisch - sofern man annimmt, dass mit "Estrichschäden" Feuchteschäden am Bodenbelag gemeint sind.

Der Hinweis von Andres Seifert (Knauf Gips) dass die höheren Feuchtegrenzwerte "schnelleres Bauen und weniger Reklamationen durch Bauzeitverlängerung bedeuten" offenbart den Kern des Konflikts: Im Mittelpunkt stehen wirtschaftliche Interessen, hier insbesondere die der CAF-Hersteller. Technische Fakten werden selektiv präsentiert, sofern sie dem eigenen wirtschaftlichen Vorteil dienen.

Aus Sicht der Boden- und Parkettleger ist die Sache einfach: Wer bestellt, muss auch bezahlen! Oder konkret auf den Boden bezogen: Wer die bewährten Grenzwerte verändern und damit das Risiko für einen Feuchtschaden erhöhen will, muss auch die Verantwortung dafür übernehmen. Dann sind auch die Boden- und Parkettleger sofort mit im Boot, alles andere ist realitätsfremd.

P. S. Auch die Bauphysik ändert sich nicht an den Landesgrenzen - was nicht ganz unerwartet ist. Das zu erkennen bedarf es allerdings mehr als nur oberflächliches, auf Grenzwerte verengtes Wissen.

Dr. Norbert Arnold
Peter Fendt
aus FussbodenTechnik 02/18 (Wirtschaft)