Nachgefragt bei Klaus Brammertz, CEO Bauwerk Boen Group

"Wir befassen uns aktiv mit möglichen Übernahmen"


Bei der Bauwerk Boen Group haben sich die Eigentumsverhältnisse geändert: Die Schweizer EGS Beteiligungen wurde Mehrheitsaktionärin bei dem Parketthersteller. Über die Auswirkungen auf das Unternehmen und seine Strategie sprach Parkett Magazin mit CEO Klaus Brammertz.

Parkett Magazin: Herr Brammertz, Ihre neue Mehrheitsaktionärin wird als "langfristig orientiert" und "altruistisch angehaucht" beschrieben. Es heißt aber auch, dass EGSB über ihren Sitz im Verwaltungsrat aktiv Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nehme. Ist also zu erwarten, dass EGSB in der neuen Konstellation tatsächlich mehr auf die Strategie und eventuell sogar das operative Geschäft einwirken wird?

Klaus Brammertz: "EGSB ist bereits seit 2009 mit zwei Personen im bislang sechsköpfigen Verwaltungsrat vertreten und hat damit auch die letzten Jahre unsere Strategie entscheidend mitgestaltet. Ab unserer Generalversammlung im Mai wird EGSB neu den Verwaltungsratspräsidenten stellen, der nach Schweizer Aktienrecht auch das höchste operative Organ darstellt.

Auch ein altruistischer Investor mit langfristigem Anlagehorizont will eine Wertsteigerung seines Engagements erzielen. Welche Ziele sind das bei EGSB?

Brammertz: Natürlich geht es weiterhin um Wertsteigerung, nur eben nicht um Quartalsoptimierung.

Bauwerk Boen will "gut positioniert auf dem Wachstumspfad voranschreiten und weitere Marktanteile gewinnen". Ist damit hauptsächlich organisches Wachstum gemeint und oder halten Sie aktiv Ausschau nach Akquisitionen? Und der Markt ist besetzt, ein Ausbau von Marktanteilen kann doch nur über Verdrängung funktionieren...

Brammertz: Der europäische Parkettmarkt wächst glücklicherweise wieder, nachdem sich Skandinavien und nun auch der Süden zunehmend erholen. Aber sicher ist auch Verdrängung vonnöten. Unsere Branche ist viel zu fragmentiert, um die notwendigste wichtigste Verdrängung voranzutreiben, nämlich relatives Wachstum des einzig nachhaltigen Bodenbelags. Wir befassen uns aktiv mit möglichen Übernahmen.

Ziehen Sie auch eine Diversifikation über ihr angestammtes Betätigungsfeld Parkett hinaus in Betracht, zum Beispiel in Richtung der derzeit boomenden Designbeläge?

Brammertz: Nein, wir bleiben unseren "Leisten" treu.

Stichwort Investments: Wie ist der aktuelle Status inurdevac? In kroatischen Medien war zu lesen, dass der erste Bauabschnitt abgeschlossen ist und rund 13 Mio. EUR investiert worden seien: Gebäude, Lager, Maschinen, Infrastruktur. Wo lagen besondere Schwierigkeiten? Für wann ist die Inbetriebnahme terminiert?

Brammertz: urdevac gedeiht prächtig, auch wenn wir rund drei Monate hinter Plan liegen. Der Hauptgrund dabei lag in verspäteten Baubewilligungen. Wir haben unsere besten Leute mit vor Ort unter Leitung von Christian Koch, Chief Production Officer südlicher Raum, der bereits mehrere solcher Projekte international geführt hat. Er zieht begleitende Ressourcen aus der ganzen Unternehmensgruppe nach Bedarf zusammen. Die Inbetriebnahme der Herstellung von Fertigprodukten wird Mitte Mai sein. Unsere Eröffnung findet am 24. Mai statt.

Wie hoch wird die Kapazität des Werkes in der ersten Phase sein? Wie zuverlässig ist die Rohstoffversorgung - und wie ausreichend? Wie soll die Interaktion zwischen den drei Produktionsstätten funktionieren?

Brammertz: "Die Rohstoffversorgung basiert auf langfristigen Verträgen mit dem staatlichen Forst, der uns auf Basis der Mengen in produzierten Fertigproduktgraden beliefert. Je höher die Wertschöpfung, desto garantierter die Rohstoffversorgung.

Die erste Ausbaustufe des Werks basiert auf einer Fertigproduktkapazität von 1,2 Mio. m2. Zudem beliefert urevac das Werk St. Margrethen mit cirka 1,5 Mio. m2 Deckschichtlamellen und in geringerem Maße auch unser Werk in Litauen mit kleinformatigen Lamellen. Die Interaktion läuft mit einheitlicher ERP, täglich koordinierter Planung und klarer Aufgabenteilung. | Das Gespräch führte Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 02/18 (Wirtschaft)