EUCA European Carpet-Importers Association e.V.

Euca Award für Celaleddin Vardarsuyu (Bereket Halicilik, Istanbul)


In Istanbul lebt ein Mann, der aus Ausschuss Trendprodukte macht. Das Grundmaterial sind meist unspektakuläre Gebrauchsteppiche aus den 50er- oder 60er-Jahren, die ihre besten Zeiten hinter sich haben. Die werden etwa zum Ausbleichen in die Sonne gelegt, zerschnitten, überfärbt und neu zusammengenäht. Oder es werden aussortierte Kelims aufgeribbelt und zu neuen Teppichen verarbeitet. So entstehen ungewöhnliche und sehr begehrte neue Stücke. Die wichtigste Zutat dabei: ein feines Gespür für Farben, Muster und die Geschichte der handgearbeiteten Textilien. Über ein solches Gespür verfügt Celaleddin Vardarsuyu, der Gewinner des diesjährigen Euca-Awards.

Jedes Jahr ehrt der europäische Importeursverband (Euca) eine Person, die sich um die Branche besonders verdient gemacht hat; auf der Domotex ging der Preis an den Gründer von Bereket Halicilik (Istanbul). Mit seiner Kreativität hat Vardarsuyu die Branche revolutioniert. Das vielleicht einschlägigste Beispiel: der Patchwork-Teppich, den er Anfang der 2000er-Jahre entscheidend mitgestaltet, wenn nicht sogar erfunden hat. Auf einmal wollten ihn alle haben; zahlreiche Anbieter sprangen auf den Zug auf. "Viele Menschen wollen sich weder kommerzielle Ware noch alte, ursprüngliche Teppiche auf den Boden legen", erklärt Vardarsuyu das Phänomen. "Stattdessen wünschen sie sich etwas Neues, das aber gleichzeitig Wärme ausstrahlt, also eine Seele hat." Recycelte Geschichte, gewissermaßen.

Handarbeitstraditionen sind seine Leidenschaft; sein beruflicher Hintergrund war ursprünglich ein anderer: Der studierte Ökonom war zunächst als Projektmanager für eine Bank tätig ... bis er mehrere alte Kelims kaufte und sich nach und nach immer tiefer in die Materie hineinfand.

Heute bereitet Celaleddin Vardarsuyu nicht nur altes Material neu auf, sondern hält auch alte Techniken am Leben. Etwa wenn er die handversponnene Wolle der Angoraziege mit Pflanzenfarben färben und dann zu Teppichen verarbeiten lässt.
aus Carpet Magazin 02/18 (Wirtschaft)