Tipps vom Parkettrestaurator: Strukturböden renovieren


Als Sachverständiger und Parkettrestaurator beschäftigt sich Dieter Humm aus München mit Lösungen für unterschiedliche Probleme der Parkettbehandlung. Sein Wissen teilte er in einem Workshop auf den 4. Lausitzer Oberflächentagen.

Wie geht der Parkettleger vor, wenn er einen strukturierten, geölten Holzboden renovieren soll? Zunächst gibt es die Möglichkeit, die Oberfläche bei ausreichend dicker Deckschicht abzuschleifen. Damit wird die Struktur abgenommen und muss im Nachgang erneut in das Holz getrieben werden. Dazu rüstet man eine Schleifmaschine mit entsprechenden Bürsten aus. Weil Stahlbürsten mit der Gerbsäure von Eichenparkett reagieren können, empfiehlt sich der Einsatz von Messingbürsten.

Bandschleifmaschinen arbeiten gradlinig. Daher dürfte das Strukturbild in etwa dem entsprechen, was aus den Anlagen von Parkettherstellern kommt. Denn auch industrielle Linien arbeiten linear. Wer dagegen drehende Bürsten nach dem Rotationsprinzip einsetzt, erhält eine andere Oberflächenstruktur. Dieter Humm: "Zirkulärer Bürsteneinsatz darf nur mit schwachem Druck beginnen." Das gilt übrigens auch, wenn nur eine beschädigte, verfärbte Teilfläche ausgebürstet werden soll. Egal, ob man dabei mit einem Elektrogerät oder per Hand vorgeht, Humm rät zu gefühlvoller Bearbeitung: "Man sollte mit verschieden starken und gekörnten Bürsten in richtiger Reihenfolge vorgehen und den auszuübenden Druck und die Technik vorher an einer Probefläche ausprobieren."

Und die ganze Fläche? Muss man unbedingt abschleifen? Keineswegs, sagt der Fachmann, will man beispielsweise die ursprüngliche Fase der Bodendielen erhalten, reicht unter Umständen der direkte Einsatz einer Bürstenmaschine. Mit Stahl- über Messing- bis zu den fein abtragenden Polyamidbürsten kann damit die lineare Strukturgebung des Bodens aufgefrischt werden. Aber Achtung: Lackierte und UV-geölte Oberflächen lassen sich auf diese Weise nicht so einfach renovieren.

Je nachdem, wie stark reinigende Substanzen wirken, können sie eine geölte Oberfläche schonend von Schmutz befreien oder auch die lufttrocknende Ölschicht ganz entfernen. Mittel mit starkem pH-Wert (z.B. Natriumhypochlorid oder Bona Fernox), die nahe am pH-Endwert von 14 liegen, vermögen sogar Hartwachsöle aufzulösen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich der Boden verfärbt oder gebleicht wird. Bevor also harte Geschütze aufgefahren werden, sollte man der Ursache eines Fleckes näher kommen. Dem pflanzlichen Gerbstoff Tannin sowie Metallflecken rückt man beispielsweise mit Woca Tanin Spot Neutralizer, mit Dr. Beckmanns Fleckenteufel Rost oder mit Oxalsäure zu Leibe. Und Kalkflecken, die etwa ein Maler auf dem geölten Parkett hinterlassen hat, lassen sich mit zweiprozentiger Lösung von Ethylendiamintetraacetat (EDTA) entfernen. Mitunter reicht es aber auch, einfach dünn mit einem Pflegeöl über die Fläche zu wischen.

Sich zusätzlichen Sachverstand einzuholen, rät Dieter Humm dem Handwerker wenn Oberflächen mit 2K-Ölen oder UV-Ölen beschichtet sind. "Beim Anschleifen ist Vorsicht geboten und vor dem Nachbeschichten sollte man einen Anwendungstechniker oder Leute fragen, die es schon einmal gemacht haben." Eine Probefläche ist immer hilfreich, denn diese Produkte müssen ähnlich wie Lacke behandelt werden. Und Probeflächen sind sogar fast ein Muss, wenn es um das originalgetreue Nachfärben eines kolorierten Parketts geht. Dieter Humm weist darauf hin, dass natürliche Farben oft nicht licht- oder beschichtungsstabil sind: "Man muss wissen, ob eine chemische Vorbehandlung des Bodens vorliegt, ob er geräuchert oder gelaugt wurde und wie Licht und Holz sich miteinander verhalten."

Sein Fazit: "Die Reparatur von Beschädigungen an strukturiertem, gefastem und koloriertem Parkett ist unabhängig von der Beschichtung sowohl flächig wie partiell möglich. Partielle Nacharbeiten brauchen aber besondere Sachkunde, um Aussicht auf Erfolg zu haben. Entscheidend sind die Umstände des Einzelfalls."
| Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 01/21 (Handwerk)