Betten Brumbach, Holzheim

Hier werden Betten mobil auf Vordermann gebracht

Mobile Bettenreinigungen gibt es nur noch wenige in Deutschland. Eine der Letzten betreibt Pierre Brumbach. Der Haustex erzählte er, was er an seinem Job so schätzt, warum er im Nordosten unterwegs ist und wie die Zukunft seines Geschäfts aussieht.

Mit zwei Autos und zwei Anhängern ist der gebürtige Bayer Brumbach in der Republik unterwegs. Ein Wohnwagen dient ihm, seiner Frau Tabea und ihren zwei Söhnen als Unterkunft. Im Geschäftsanhänger sind sein kleines Büro und die Reinigungsmaschine untergebracht. Die Idee entwickelte einst Pierres Opa. Der sah 1944 eine stationäre Bettenreinigung in Berlin. Statt auf ein festes Geschäft setzte der Pionier lieber auf vier Räder und Mobilität. Inzwischen führt Pierre den Betrieb zusammen mit seiner Ehefrau fort.

Maschine sortiert
kaputte Federn aus

A und O fürs Geschäft ist die Reinigungsmaschine. Mit der werden Federn aus Decken und Kissen ohne Chemie ganz biologisch gereinigt. Dazu öffnet Brumbach zunächst das Inlett. Dann werden die Daunen und Federn in die Maschine gesaugt und defekte Exemplare aussortiert. Die Übrigen bekommen bei 90 Grad eine Reinigung, die Keime und Milben abtötet.

Das sei hygienisch und nachhaltig, so Brumbach. "Es werden wieder schöne Sachen daraus." Danach bläst die Maschine den Inhalt zurück ins Inlett. Brumbach füllt neue Federn nach, um die richtige Füllmenge zu erhalten, und näht die Hülle wieder zu. Auch neue Kissen und Decken bietet er seinen Kunden zum Kauf an.

Brumbach setzt ganz auf das Naturprodukt Daune. Synthetische Stoffe würden beim Reinigen oft verklumpen. "Dann ist es nicht mehr so schön." Zudem würde der Schweiß nicht so gut aufgenommen wie bei Daunen. "Ich finde, dass Federbetten angenehmer sind als synthetische Stoffe." Und ein trockener Schlaf sei auch gesünder.

Bei seiner Arbeit entdeckt Brumbach nicht nur Federn in den Kissen und Decken. "Ich finde immer wieder kuriose Sachen." Altes Geld gehöre dazu. Auch Schmuck tauchte schon auf. "Ich denke, das wurde aus Angst versteckt." Hühnerkrallen stammen wohl noch aus der Zeit, als viele Bauern selbst ihr Vieh rupften. Sogar ein Päckchen Mehl fiel dem Fachmann einmal in die Hände.

Seit der Wende
im Nordosten unterwegs

Bis zur Wende fuhren die Brumbachs durchs Saarland und Rheinland-Pfalz. 1990 wechselten sie nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das hat mit der Familiengeschichte zu tun. Pierres Vater kam ursprünglich aus Brandenburg. Daher war das neue Gebiet zugleich auch eine Erkundung der alten Geschichte. "Vater wollte wieder in die alte Heimat", so Brumbach.
Schleswig-Holstein zählt erst seit 2019 zur Route. Ein Jahr zuvor wurde eine Doku über den Betrieb gedreht. Das Filmteam aus Deutschlands nördlichstem Bundesland gab Pierre den Tipp: "Da gibt es keine Bettenreinigung." Also nahm er die Region in seine Tour mit auf. Mit Erfolg. In den Vorjahren hätten viele stationäre Bettenreinigungen zwischen Nord- und Ostsee geschlossen. So ergab sich ein guter Markt für Familie Brumbach.

Von Frühling
bis Herbst auf Achse

Acht bis neun Monate am Stück tourt die Reinigung umher. "Wir fangen meistens so im März an", sagt Brumbach. Nach Hause geht es in der Regel Mitte November. Die wärmere Herbstzeit durch den Klimawandel mache es möglich. "In der kalten Jahreszeit gehen die Leute nicht so gern vor die Tür." Dazu trage auch die frühe Dunkelheit bei.

Die Wintermonate verbringt die Familie daher in Holzheim bei Ulm. Für Kunden aus der Region bieten sie ihre Dienste in der Jahreszeit stationär an.

Land funktioniert
besser als Städte

Seine Kundschaft findet der erfahrene Textilpfleger vor allem auf dem Land. In Städten oder deren Speckgürteln wie um Hamburg laufen die Geschäfte weniger gut. Der Fachmann vermutet, dass Städter eher auf Synthetik setzen. Auf dem Land sei das Schlafen auf Daunenkissen und unter Daunenbettdecken verbreiteter. Und viele würden sich noch an die Zeit erinnern, als ihre Verwandten selbst die Daunen vom Geflügel zupften.

Das Reisen ist ein Aspekt, den der Fachmann an seinem Job liebt: "Es ist schön, wenn man unterwegs ist und vieles sieht." Auch gefalle ihm die flache Landschaft im Nordosten ziemlich gut. Am Meer sei ein Abstecher zum Strand nach Feierabend drin. Zudem lerne er gern neue Leute kennen oder sehe seine Stammkunden wieder. Viele Standorte werden jedes oder alle zwei Jahre angefahren.

Nachhaltigkeit
hilft der Reinigung

Zwischenzeitlich musste Pierre schwierige Jahre überstehen. 2008 bis 2012 lief das Geschäft etwas schleppend. Er glaubt, dass damals mehr Leute Synthetikstoffe kauften, die billig im Supermarkt angeboten wurden. In den letzten Jahren kamen wieder mehr Kunden. Das gestiegene Interesse an Nachhaltigkeit habe dazu beigetragen.

Dann kam Corona. Vorher habe er sich nie gefragt, ob es weitergehe. Jetzt blieben einige Unsicherheiten, besonders für Selbstständige. Ans Aufhören denkt der 42-Jährige aber nicht. Daher können sich seine Kunden auch weiterhin auf seinen Besuch freuen.
aus Haustex 09/21 (Handel)