Tapetenbranche startet optimistisch ins neue Jahr

Trotz hoher Rohstoff- und Energiekosten sowie Lieferengpässen erwartet die Tapetenbranche Umsatzzuwächse. Ein schönes Zuhause sei weiterhin von Bedeutung, wovon die Tapete profitiere. Im Trend liegen derzeit unter anderem Blumenmuster sowie Pastelltöne und auch kräftige Farben.

Materialknappheit, galoppierende Rohstoffkosten, sinkende Kaufkraft der Verbraucher - die Tapetenhersteller und ihre Zulieferer haben infolge der Corona-Pandemie mit erheblichen Widrigkeiten zu kämpfen. Dennoch sind sie überwiegend optimistisch ins neue Jahr gestartet. Vor allem für das zweite Halbjahr erwarten sie nach einer Umfrage von BTH Heimtex wieder Zuwächse. Der Grund: Die positiven Prognosen zum weiteren Verlauf der Pandemie und der anhaltende Hang zur Verschönerung des eigenen Zuhauses.

2021 war für die Branche eher durchwachsen. "Es war ein herausforderndes Jahr", sagt Martin Erfurt, Geschäftsführer von Erfurt & Sohn in Wuppertal. Das Familienunternehmen hatte nicht nur im Juli mit der Überflutung durch die Wupper zu kämpfen, sondern litt wie alle befragten Hersteller und Zulieferer auch unter der Verteuerung der Rohstoffe, gestiegenen Energiepreisen und Lieferengpässen. "Solch eine Situation auf den Rohstoffmärkten hat die Branche seit dem zweiten Weltkrieg nicht erlebt", erläutert Dr. Frederik Rasch, Geschäftsführer Gebr. Rasch in Bramsche.

Doch trotz aller Widrigkeiten sind die Geschäftsführer mit dem Verlauf des vergangenen Jahres weitgehend zufrieden. Die Nachfrage im Ausland - die Exportquote liegt zwischen 50 und 75 % - glich die Rückgänge im Inland aus und sorgte überwiegend für ein gegenüber 2020 unveränderten Umsatzniveau; aber es gab auch Steigerungen. "Wir sind sehr zufrieden. Wir haben sowohl im In- als auch Ausland Marktanteile dazu gewinnen können und konnten teilweise auch Umsatzzuwächse verzeichnen", macht Wolf Kappen, Geschäftsführer der Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain, deutlich.

Eine ähnliche Entwicklung verzeichnet Fototapetenhersteller Komar in Kolbermoor. "Alles in allem können wir mit dem Jahr 2021 zufrieden sein", meint Geschäftsführer Matthias Häusler. Insbesondere in Deutschland und Frankreich lief es gut. Außerhalb der EU sorge aber Corona für Probleme. Rasch profitierte noch im ersten Halbjahr von einer guten Konsumstimmung, während das zweite Halbjahr aufgrund der Inflation weniger positiv ausfiel.

Aussicht auf
Umsatzwachstum

Zwar bestehen auch in diesem Jahr Unsicherheiten in Bezug auf den weiteren Pandemieverlauf und die Entwicklung der Kosten. Dennoch gaben sich die Befragten zuversichtlich. Die Geschäftsführer sind überwiegend der Auffassung, dass der Trend zur Verschönerung der Wohnung anhalten und Homeoffice eine Option bleiben wird. "Wir glauben weiter an die gestalterische Kraft der Tapete und sehen deren zunehmende Bedeutung in der Einrichtung. Deswegen gehen wir vorsichtig optimistisch in das Jahr 2022 und hoffen, dass wir mit weniger Verwerfungen als in den vergangenen beiden Jahren zu kämpfen haben", meint Daniel Barth, Vorstandsvorsitzender beim Marktführer A.S. Création in Gummersbach.

Auch Ralf Taubert, Managing Director der Hohenberger Tapetenmanufaktur in Hohenberg, geht von guten Geschäften aus. "Wir sind optimistisch. Unsere Restrukturierung ist nahezu abgeschlossen. Die Herstellung kleiner Losgrößen, der hohe Innovationsgrad und die Investition in Qualität zahlen sich aus. Auch die Investition in Beratung und Präsentation stimmt uns zuversichtlich, dass wir erfolgreich bleiben." Das Unternehmen hat sein Vertriebsteam verstärkt.

Dietmar Everding, Geschäftsführer bei Erismann in Breisach, erwartet eine Erholung der Umsätze im Inland. Voraussetzung ist seiner Meinung nach aber, dass kein weiterer Lockdown die Nachfrage abwürgt. Aufgrund des starken Wachstums im Export prognostiziert er insgesamt einen Umsatz auf dem Vorjahresniveau.

"Wir werden im Vergleich zum Vorjahr wachsen, aber ähnlich asymmetrisch", betont Rasch und prophezeit ein weiteres "turbulentes Jahr" mit hohen Rohstoff- und Energiekosten. "Wir schauen optimistisch in die Zukunft und erwarten Wachstum sowohl im In- als auch im Ausland", macht auch Kappen klar. Oliver Wenk, Geschäftsführer des Walzenherstellers Sügravo in Lörrach, setzt ebenfalls Hoffnung in 2022. "Wir erwarten einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach unseren Produkten, da der Markt nach geraumer Zeit neue Produkten verlangt."

Nachhaltigkeit
ein wichtiges Thema

Als wichtige Basis für ihren Optimismus nennen einige Tapetenhersteller die in der Corona-Krise gewachsene Bedeutung des eigenen Zuhauses als Wohlfühlort. Der Trend wird nach Ansicht Barths bestehen bleiben. "Wir haben das auch mit unserer neuen Leuchtturmkollektion My Home.My Spa thematisiert." Häusler sieht die Entwicklung ebenso und hält Homeoffice für einen Treiber. Arbeiten zu Hause werde nicht verschwinden. Deshalb würden die Menschen mehr Zeit in ihrer Wohnung verbringen und diese auch gut einrichten wollen. Tapete könne dazu einen Beitrag leisten. Everding hält den Hang zur Verschönerung des eigenen Heims zwar für wünschenswert, ist aber angesichts der Rückgänge im vierten Quartal 2021 skeptisch.

Wie die Nachfrage auch ausfallen wird, Nachhaltigkeit und Wohngesundheit sind wichtige Themen für die Tapetenindustrie. Erfurt meint, dass mehr und mehr PCV-freie und nachhaltige Produkte gewünscht würden. "Verarbeiter, Endverbraucher und ausschreibende Stellen entscheiden sich zunehmend für wohngesunde, plastikfreie und CO-neutrale Lösungen."

Einig sind sich die Befragten zudem darin, dass die Bedeutung der Digitaldrucktapete weiterhin zunehmen wird und damit der Markt für Wandbilder. "Wir werden den Prozess noch vorantreiben", verspricht Rasch und hebt hervor, dass sein Unternehmen bereits Wandbilder mit Struktur produziert. Wie Häusler sagt, liegen Fototapeten voll im Trend.
"Das Potenzial von Tapete oder Wandbelag ist riesig", glaubt Taubert. Und fügt hinzu: "Die Industrie und der Handel müssen die richtigen Maßnahmen ergreifen. Dann kaufen auch mehr Menschen unsere Tapeten. Allerdings: Öligen Plastikmüll will niemand mehr in der Wohnung haben."

Weiterhin
viele Testimonials

Ein Mittel, die Nachfrage nach Tapeten anzukurbeln, sind Testimonials. Gebr. Rasch hat bereits die dritte Barbara Home Collection mit der Moderatorin und Sängerin Barbara Schöneberger auf den Markt gebracht. Die Marburger Tapetenfabrik arbeitet mit dem Model Papis Loveday zusammen, dessen erste Kollektion gerade erschienen ist. "Papis Loveday beweist ein unglaubliches Gespür für Interiordesign, Trends, Haptik und Kolorierung", ist Kappen überzeugt.
Barth bleibt bei der Frage nach Testimonials zurückhaltend und betont viel versprechend: "Da müssen Sie sich mit der Antwort etwas gedulden..." Auch Taubert bleibt vage: "Wir haben eine Überraschung zur Jahreshälfte."

Erismann punktet mit den beiden Lizenzen Guido Maria Kretschmer und Elle Decoration. "Damit sind wir top aufgestellt", ist Everding sicher. Weitere Lizenzen seien nicht geplant.

Ob Testimonial oder nicht, die Designer der Tapetenanbieter haben sich für dieses Jahr wieder kräftig ins Zeug gelegt. Entstanden sind Kollektionen in hoher Qualität, die dem Trend entsprechend mit ihrer Bandbreite an verschiedenen Designs jede Geschmack bedienen. Auch wenn eine klare Richtung nicht erkennbar ist, kristallisieren sich doch Tendenzen heraus. Die Tapeten sind noch luxuriöser geworden, punkten mit goldenem Glanz. Die Strukturen sind noch intensiver und zeigen, was die Unternehmen technisch drauf haben. Zeitgemäße Muster bestehen aus Blättern und Blumen, wobei ferne Länder die Reisesehnsucht bedienen. Farblich dominieren sowohl zurückhaltende Pastelltöne, aber vermehrt ziehen auch wieder kräftige Farben in die Räume ein. Im Trend liegt eben, was gefällt.

| Cornelia Küsel


"Wir glauben weiter an die gestalterische Kraft der Tapete und sehen deren zunehmende Bedeutung in der Einrichtung." Daniel Barth, Vorstandsvorsitzender A.S.Création

"Wir haben optimistisch und anspruchsvoll geplant - fahren aber auf Sicht." Martin Erfurt, Geschäftsführer Erfurt & Sohn

"Sollte es zu keinem erneuten Lockdown in Deutschland kommen, glauben wir, dass sich die Umsätze im Inland spürbar erholen werden." Dietmar Everding, Geschäftsführer Erismann

"Insbesondere in Deutschland und Frankreich konnten wir im vergangenen Jahr eine zufrieden stellende Entwicklung feststellen." Matthias Häusler, Geschäftsführer Komar

"Wir sind stolz darauf, dass unsere Tapeten 100 % frei von PVC und Weichmachern sind und wir auch auf Lösemittel verzichten." Ralf Taubert, Managing Director Hohenberger Tapetenmanufaktur

"Wir erwarte einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach unseren Produkten, da der Markt seit geraumer Zeit neue Produkte verlangt." Oliver Wenk, Geschäftsführer Sügravo

"2022 wird ein turbulentes Jahr." Dr. Frederik Rasch, Geschäftsführer Gebr. Rasch
aus BTH Heimtex 02/22 (Tapeten, Wandbeschichtungen)