Mythos oder Fakt?: Schlafen macht schön

Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aus - so viel steht fest. Aber wie ist es mit der Attraktivität? Leidet sie, wenn wir zu wenig schlafen bzw. sehen wir nach einer erholsamen Nacht tatsächlich besser aus? Schlafexperte Markus Kamps geht dem Mythos Schönheitsschlaf auf den Grund.

Ich brauche meinen "Schönheitsschlaf" - was der Volksmund sagt, bestätigt die Wissenschaft. So sind Forscher des Karolinska Instituts in Stockholm und des niederländischen Instituts für Neurowissenschaften mit drei Studien der Frage nachgegangen, wie sich Schlafmangel auf die Beurteilung von Attraktivität und Gesundheit auswirkt. Als "Biomarker" wurde das Gesicht ausgewählt, weil dessen Merkmale als wichtige Informationsquellen in der sozialen Wahrnehmung fungieren.

Studie 1:
Kann man Schlafmangel sehen?

In einer ersten Studie wurden die Gesichter von gesunden weiblichen und männlichen Testpersonen zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten fotografiert: Das eine Mal hatten sie im Durchschnitt acht Stunden geschlafen, das zweite Mal eine absichtlich verkürzte Schlafdauer von nur 5 Stunden und 31 Stunden Schlafentzug hinter sich. Diese Fotos wurden weiteren Personen gezeigt, die beurteilen sollten, wie attraktiv, gesund und ausgeschlafen sie die Testpersonen auf den Fotos empfanden. Das Ergebnis: Alle Gesichter mit weniger Schlaf bekamen in allen drei Dimensionen deutlich geringere Wertungen. Menschen sind demzufolge in der Lage, sehr genau Gesichtsmerkmale zu erkennen, die mit Schlafmangel zusammenhängen.

Studie 2:
Wie sieht Schlafmangel aus?

Mit der zweiten Studie wollten die Wissenschaftler herausfinden, anhand welcher Gesichtsmerkmale der Schlafmangel erkannt wird. Dazu wurden wieder Fotos von ausgeschlafenen und unausgeschlafenen Testpersonen weiteren Personen gezeigt, die sie zu zehn ausgewählten Gesichtsmerkmalen in Beziehung setzen sollten. Den Teilnehmern mit weniger Schlaf wurden hängende Augenlider, gerötete Augen, geschwollene Augen, dunkle Ringe unter den Augen, blassere Haut, mehr Falten und heruntergezogene Mundwinkel attestiert.

Studie 3:
Hat Unattraktivität durch Schlafmangel
soziale Auswirkungen?

Die dritte Studie sollte zeigen, welche sozialen Auswirkungen das Aussehen nach Schlafmangel hat. Das Studiendesign war ähnlich wie in den beiden vorangehenden Studien, nur mussten die Testpersonen diesmal als Realitätsanpassung nur für zwei Nächte mit vier Stunden Schlaf auskommen. Anschließend sollten die Beurteilenden angeben, ob sie mit den Testpersonen gerne in Kontakt treten würden. Erwartungsgemäß schnitten die Unausgeschlafenen schlechter ab. Sie wurden seltener als Kontaktpersonen gewünscht und erneut als weniger attraktiv und gesund beurteilt. Evolutionsbiologisch macht das alles durchaus Sinn: Der Volksmund behauptet zwar, Schönheit liege im Auge des Betrachters, aber unzählige wissenschaftliche Untersuchungen haben zu Tage befördert, dass unser visuelles System über ein evolutionär ausgefeiltes Wahrnehmungs- und Beurteilungsvermögen vor allem zur Schönheit des Gesichts verfügt. Dessen Schönheitsmerkmale (z.B. Symmetrie) werden als Zeichen von Gesundheit gedeutet. Sie spielen bei der Partnerwahl eine wichtige Rolle, da sie eine Voraussage über die Gesundheit des Nachwuchses erlauben.

Das Thema zeigt: Ein Bett ist ein Bett, Schlafen jedoch so viel mehr. Gute Nacht.


Schlafexperte Markus Kamps
Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Präventologe Markus Kamps als Schlaf-Experte, Schlafcoach, geprüfter Präventologe und Vortragsredner der Schlaf- und Rücken-Gesundheit. Sein Podcast "Sleep & Perform" ist auf Spotify und Apple-Podcasts zu hören: für mehr Wachheit im Alltag durch erholsame Nächte.


10 Gebote für den Schönheitsschlaf

1. Unbedingt ausreichend Flüssigkeit (Wasser) trinken bis 19:00 Uhr.

2. Besser früher als zu spät essen (nicht nach 21:00 Uhr).

3. Abschalten von Körper und Geist 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen und den Cortisolspiegel ab und an überprüfen lassen.

4. Hände gut waschen bevor Sie Ihr Gesicht reinigen und in die Abendroutine mit einbauen, die Sie regelmäßig nutzen sollten.

5. Pflege- und/oder Nachtserum mit guten Inhaltsstoffen benutzen.

6. Am besten vor 23:00 Uhr zu Bett gehen, denn um 23:00 Uhr ist bereits die Zellerneuerung für Haare, Nägel und Hauterneuerung auf Hochtouren - dafür sollten Sie schon gut vorbereitet und gereinigt im Bett liegen.

7. Bettwaren wie Kissen, Zudecke, Nachtwäsche regelmäßig wechseln.Nachtwäsche 2x in der Woche Bettwäsche alle 2 Wochen.

8. Temperaturschwankungen mag unsere Haut nicht, deshalb Zugluft meiden - also 16-18 Grad (Fenster zu).

9. Ausreichend schlafen. 6-8 Stunden sind gut für Immunsystem, Haut, Haare, Stoffwechsel, Stress, Verdauung, Hormone, uvm.

10. Morgens das Gesicht mit kühlem Wasser nach oder beim Duschen spülen - das schließt die Poren.
aus Haustex 03/22 (Handel)