Vorbildlich: Lidl treibt Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist nicht das Erste, wenn man an Lidl denkt. Umso erstaunlicher das CSR-Konzept, dass die Lidl-Geschäftsführer Stefan Haensel (CSR) und Christoph Pohl (Einkaufsvorstand) der Lebensmittel Zeitung in einem Interview vorgestellt hat. Ihre Einschätzungen sind über die Lebensmittelbranche hinaus interessant.

Der Lebensmittelhandel auf Discounter-Ebene ist ein hartes Geschäft, bei dem letztlich fast alles am Preis der Ware hängt. Dennoch hat man sich bei Lidl für eine konsequente CSR-Strategie mit den sechs Fokusthemen Klimaschutz, Ressourcenschutz, Biodiversität, Faires Handeln, Gesundheit und Dialog mit Kunden/Lieferanten entschieden. Die Maßnahmen dürfen auch Geld kosten, etwa wenn Kakaobauern über die Fairtrade-Prämie hinaus eine zusätzliche Prämie gezahlt wird. Denn: "Wir sind fest überzeugt davon, dass eine nachhaltige Ausrichtung die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, aber auch unserer Geschäftspartner stärkt und sichert", so die Einschätzung von Einkaufsvorstand Christoph Pohl in einem Gespräch mit der Lebensmittel Zeitung (19/22). "Wenn Emissionen gesenkt werden und mit Ressourcen umsichtig umgegangen wird, indem Materialien in Kreisläufen gehalten werden, dann spart das ganz effektiv Kosten", ergänzt CSR-Geschäftsführer Stefan Haensel.

Weil Lidl ein Händler ist, lässt sich mehr Nachhaltigkeit bei den Produkten nur gemeinsam mit den Lieferanten erreichen. So soll beispielsweise die Lieferkette bis 2025 entwaldungsfrei sein, also für den Anbau von Lebens- oder Futtermitteln kein Wald mehr gerodet werden. "Das darf nicht mit Druck passieren", meint Pohl. Man habe ambitionierte und messbare Ziele formuliert und transparent an die Lieferanten kommuniziert. Allerdings stünden die gegenwärtig noch vor weiteren Herausforderungen wie Digitalisierung, Logistik oder steigenden Rohstoffpreisen. "Da müssen wir uns austauschen und den Dialog partnerschaftlich angehen."

Eingebunden wurden die Lieferanten auch bei der Entwicklung eines Standards zum Schutz der Biodiversität im konventionellen Obst- und Gemüseanbau. Partner waren hier außerdem Zertifizierer, Hochschulen, Stiftungen und der Anbauverband Bioland. "Das Ergebnis steht nun allen Marktteilnehmern zur Verfügung", betont Haensel.

Als international agierendes Unternehmen trifft Lidl mit seinen Zielen in jedem Land auf andere Gegebenheiten. Geschäftsführer Haensel bezeichnet die CSR-Strategie daher als Definition von Leitplanken innerhalb derer unterschiedlich vorgegangen werden kann. Christoph Pohl sieht darin auch einen Vorteil: "Wir haben hier die Möglichkeit, Best Practices aus einzelnen Märkten auf andere zu übertragen. Das befeuert unsere Schlagkraft enorm." Grundsätzlich unterstütze das Unternehmen aber einheitliche Branchenlösungen und länderübergreifende EU-Regeln.

Mit Blick auf den Verbraucher meint Pohl: "Wie viel man konsumieren soll, können wir unseren Kunden nicht vorschreiben. Aber wir können ihnen die Wahl geben und aufzeigen, wie nachhaltig Produkte sind, um eine nachhaltigere Kaufentscheidung zu ermöglichen." Dazu testet Lidl Kennzeichnungen wie den Eco-Score, um damit die Umweltauswirkungen von Waren sichtbar zu machen. Das Ziel sei, "ein faires, ökologisch nachhaltiges und gesundes Sortiment anzubieten, das für alle bezahlbar ist. Nachhaltigkeit darf nicht ein Luxusgut für wenige sein", unterstreicht der Einkaufvorstand.


Lidl stellt das Geschäft nachhaltiger auf und hat dafür 6 Fokusthemen ausgewählt.

Klimaschutz
Ressourcenschutz
Biodiversität
Faires Handeln
Gesundheit
Dialog mit Kunden/Lieferanten
aus BTH Heimtex 06/22 (Handel)