Deutsche Lackindustrie mehr denn je vom Export abhängig


Für die deutsche Farben- und Lackindustrie ist der Export der Motor. Der Wert aus Ausfuhren stieg nach Angaben des Verbands der Lackindustrie in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um 12% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Die Exporte belaufen sich bislang auf knapp 1,5 Milliarden EUR. Wichtige Zielländer der Exporte sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Insbesondere die Hersteller von Bautenanstrichstoffen können durch gestiegene Exporte nach Osteuropa zumindest teilweise die Flaute bei der inländischen Baukonjunktur kompensieren. Stimulierend wirkt der Export auch beim Absatz von Industrielacken.

Den Aufwärtstendenzen bei Export und Produktion stehen massive Verteuerungen bei den Rohstoffen für die Lackindustrie entgegen. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Kostensteigerungen im letzten Quartal des laufenden Jahres nochmals beschleunigen werden.

Preislich eng an das Rohöl gebundene Lösemittel stiegen im Verlauf des Jahres um insgesamt über 10% gegenüber dem Vorjahr an. Bei einigen Lösemittelsorten betrug die Verteuerung bis zu 25%.

Auch die Bindemittel, die den Lackfilm bilden, sind von den Rohölpreisen betroffen: In vielen Bereichen gab es in den letzten Monaten Preissteigerungen von bis zu 15% Bei einzelnen Epoxidharzen haben die Hersteller ihre Abgabepreise um fast 40% erhöht.

Für die Lackhersteller noch bedrohlicher als die Preissteigerungen seien Tendenzen, keine längerfristigen Lieferverträge mehr abzuschließen.

Die Rohstoffhersteller gehen zunehmend dazu über, ihre Lieferungen an die Lackproduzenten zu kontingentieren und Liefer- bzw. Preiszusagen nur noch für wenige Wochen abzugeben. Dies belaste naturgemäß die Ertragslage der Lackhersteller, die aufgrund der Konjunkturkrise der letzten Jahre ohnehin unbefriedigend sei.

Im Hinblick auf die Kostensituation wird auch für das Jahr 2005 keine Entlastung erwartet, da inzwischen davon ausgegangen werden muss, dass die festgestellte Knappheit bei verschiedenen Rohstoffen nicht durch Spekulationskäufe begründet ist.

Vielmehr sind die Produktionsanlagen für strategische Rohstoffe wegen der besonders starken Nachfrage aus Asien mittlerweile an Kapazitätsgrenzen gestoßen. Hiervon betroffen ist auch das für die Lackindustrie wichtige Weißpigment Titandioxid.
aus BTH Heimtex 11/04 (Farben, Lacke)