Marktsituation Laminatboden Oktober von Günther Kelm

Weniger Aktionsware


Die Laminatindustrie

Die teilweise gute Auslastung der Laminatbodenhersteller im September hat sich im Oktober nicht fortgesetzt. Einige beklagen im Vergleich zum Vorjahresmonat einen zweistelligen Absatzrückgang.

Nachdem auch die Aktionsangebote, die zu Werbeschlachten der Baumarktbetreiber führten, nicht den erhofften Erfolg gebracht haben, wurde die Fertigung von Aktionsprodukten in mehreren Unternehmen eingestellt oder erheblich zurückgefahren. Diese Maßnahme dürfte wesentlich zu dem schwächeren Oktober-Ergebnis beigetragen haben.

Die Dekorpapierhersteller haben ebenfalls einen enttäuschenden Oktober hinter sich, rechnen jedoch damit, dass sie bis zum Jahresende "relativ normal" ausgelastet sind. Es wird erwartet, dass die einschlägigen europäischen Anbieter zum Jahreswechsel ihre Produktion abstellen - eventuell sogar mehrere Wochen lang - um den Dekorpapier-Markt zu stabilisieren.

Kronospan Russia soll nach Abschluss der ersten Investitionsstufe kurzfristig die Produktion aufnehmen. Das Werk in Egorievsk stellt MDF/ HDF her, beschichtet und fertigt auch Laminatbeläge.

In dem gegen die Kronospan GmbH in Steinheim-Sandebeck seit Frühjahr 2002 anhängigen Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Subventionsbetrug wurde vor dem Landgericht Paderborn in der Hauptverhandlung Ende September das Urteil gesprochen. Danach wurde Ingo Leiner, Geschäftsführer der Kronospan GmbH und der Kronospan Flooring GmbH, beide mit Sitz in Steinheim-Sandebeck, zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 5 Monaten verurteilt, der Wirtschaftsanwalt und Steuerberater Dr. Rainer Barbier zu 1 Jahr und 6 Monaten. Beide wurden zur Bewährung ausgesetzt. Die Angeklagten waren 2002 für mehrere Monate in Untersuchungshaft, so dass das Gericht keine zusätzliche Geldstrafe verhängte.

Peter Kaindl, Mitinhaber der Kronospan-Gruppe und Geschäftsführer der österreichischen Kronotec Consulting erhielt als dritter Angeklagter eine Freiheitsstrafe von 2 Jahren, die für drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt wurde und darüber hinaus eine Geldstrafe von 5 Mio. EUR. Strafmildernd hatte sich ausgewirkt, dass sich Kaindl als österreichischer Staatsbürger freiwillig dem Strafverfahren in Deutschland gestellt hatte und dass im Verlauf des Frühjahrs 2003 die im Unternehmen zurückgebliebenen hinterzogenen Steuern sowie die zu Unrecht erhaltenen Subventionen vollständig zurückgezahlt wurden.

Alle Parteien haben nach der Urteilsverkündung auf Einlegung von Rechtsmitteln verzichtet, so dass das Urteil mit sofortiger Wirkung rechtskräftig wurde.

Zur Zeit läuft in dieser Angelegenheit noch ein Ermittlungsverfahren von der Bielefelder Staatsanwaltschaft gegen einen in London ansässigen Kronospan-Berater.


Laminat im Großhandel

Der deutsche Bodenbelagsgroßhandel geht bereits seit Monaten durch ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Nach dem schwierigen ersten Halbjahr und den traditionell schwachen Urlaubsmonaten zeigte die Umsatz- und Absatzkurve im September klar nach oben. Die Hoffnung auf ein erfolgreiches Herbstgeschäft bekam neue Nahrung. Doch die Freude währte nur kurz; der Oktober brachte die Ernüchterung in Form von erheblichen Umsatz- und Absatzrückgängen.


Laminat im Handwerk

Auch das Handwerk beklagt die schwierige Auftragslage im Oktober. Auffällig war, dass auch die Aufträge für Altbausanierungen und Ersatzbedarf zurückgingen. Einziger Lichtblick ist, dass sich der seit einigen Monaten abzeichnende Trend zu hochwertigen Produkten behauptet.


Laminat in den Fachmärkten und DIY

Das im September begonnene Rabatt-Theater der DIY Branche begleitete Laminatbodengeschäft mit fast schon skurrilen Werbeschlachten das bis in den Oktober hinein. Was Hornbach und Praktiker in der Bild-Zeitung veranstalteten, kam aus der "untersten Schublade".

Fest steht, dass Umsätze und Erträge der Baumärkte im Oktober in mehreren Fällen zweistellig rückläufig waren und der erhoffte Absatz weit hinter den Planungen zurückgeblieben ist.

Positiv zu vermerken ist, dass die Aktionspreise ab Mitte Oktober bei den meisten Baumarktbetreibern wieder in den Hintergrund traten.

Die Holz- und Bodenbelagsfachmärkte haben sich inzwischen weitgehend der veränderten Situation angepasst und mussten im Oktober ebenfalls rückläufige Umsätze und Erträge verkraften.

Der deutsche Holzhandel hat im ersten Halbjahr 3% weniger umgesetzt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dabei schnitt der Einzelhandel etwas besser ab, er verlor nur 1% an Umsatz. Für das Gesamtjahr rechnet der Gesamtverband des Deutschen Holzhandels mit einem Umsatzrückgang im "kleinen einstelligen Bereich", bei einer weiterhin besseren Tendenz im Einzelhandel.

Unter den verschiedenen Sortimenten lag Holz im Garten zweistellig im Plus, Ausbauprodukte und Laminat enttäuschten.

Der Bundesverband Deutscher Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte meldet für seine Mitglieder für die ersten neun Monate eine Umsatzsteigerung von rund 3%. Allerdings verschärfte sich der Preiswettbewerb, was zu Lasten der Spanne ging. Die Umsätze von Praktiker wurden aufgrund der 20-prozentigen Rabattaktion nicht berücksichtigt, da sie die Zahlen verzerrt hätten, teilte der Verband mit.

Bei den im jährlichen Kundenmonitor ermittelten Werten der Kundenzufriedenheit hat wieder Globus die beste Bewertung unter den Baumärkten erhalten. Auf Platz 2 liegt Hornbach, gefolgt von Obi.

Der DIY Handel insgesamt belegt nach wie vor bei der Umfrage keinen Spitzenplatz. Großer Nachholbedarf wird unter anderem bei Fach- und Beratungskompetenz des Verkaufspersonals gesehen.

Hornbach hat Anfang Oktober im schwedischen Göteborg seinen ersten Baumarkt in Skandinavien eröffnet. Der neue Standort ist die 107. Filiale in Europa.

"Aggressive Preispositionierung bringt Umsatz" - so kommentierte die Metro die Umsatz- und Ertragsentwicklung ihrer Baumarkt-Tochter Praktiker in den ersten neun Monaten 2003. Die Erlöse erhöhten sich per 30. September um 10,3% auf 2,16 Mrd. EUR, unter dem Strich wird ein positives Ergebnis von 4,6 Mio. EUR ausgewiesen, nachdem dort im Vorjahr noch ein Fehlbetrag von 15 Mio. EUR gestanden hatte. Außerdem habe sich Praktiker mit seiner Rabatt-Kampagne vom Wettbewerb absetzen und Marktanteile hinzugewinnen können.

Kurt Jox, Ava-Generalbevollmächtigter für die Baumarkt-Sparte und gleichzeitig Geschäftsführer der Marktkauf OHG verlässt den Konzern zum Jahresende auf eigenen Wunsch, um sich Aufgaben außerhalb der Baumarktbranche zuzuwenden.
aus BTH Heimtex 12/03 (Bodenbeläge)