Forbo: Interview mit Martin Thewes über die Zusammenarbeit mit dem WWF

"Der Trend hin zu umweltfreundlichen und nachhaltigen Bodenbelägen wird sich in Zukunft verstärken"

Eine ungewöhnliche Kooperation: Forbo engagiert sich mit einer internationalen Kampagne für die Ziele des World Wide Fund For Nature (WWF). Dafür wurde eine Kollektion "grüner Linoleumböden" entwickelt, von der bis Mai 2008 - mit 50 Cent pro verkauftem Quadratmeter - die Arbeit der weltweit größten Natur- und Umweltschutzorganisation gefördert wird. Forbo appelliert dabei auch an seine Kunden und setzt auf deren Unterstützung: Dazu wurde flankierend ein umfangreiches Promotion-Paket geschnürt, mit dem der Handel die WWF-Produkte in den Blickpunkt rücken kann. BTH Heimtex wollte wissen, was sich Bodenbelagshersteller und Naturschützer von ihrem Schulterschluss versprechen und sprach mit Forbo Deutschland-Geschäftsführer Martin Thewes über die Aktion und ihre Ziele.

BTH Heimtex: Herr Thewes, wie ist es zu der Zusammenarbeit mit dem WWF gekommen und warum?

Martin Thewes: Wie Sie wissen, lautet unser Leitbild "Creating better environments". Das heißt, wir sehen uns der Umwelt und insbesondere dem Umweltschutz verpflichtet. Forbo-Prozesse und Produktentwicklungen sind auf diese Maxime ausgerichtet, was jährliche Umweltberichte und Zertifizierungen dokumentieren.

Im besonderen erfüllen wir mit unseren Linoleumprodukten diesen hohen Anspruch. Vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen wie Leinöl, Naturharze, Holzmehl, Kalksteinfeinmehl und Jute hergestellt, sind sie einer der umweltfreundlichsten und nachhaltigsten Bodenbeläge der Welt, zumal ein Marmoleum Boden während seiner gesamten Lebensdauer - von der Rohstoffgewinnung, über die Herstellung und Installation bis hin zur Entsorgung - auch nur geringe Mengen an Energie verbraucht. Trotz dieser positiven Umweltbilanz führt Forbo regelmäßig Lebenszyklus-Analysen (LCA) durch, um die Auswirkungen auf die Umwelt in jedem Stadium der Lebensdauer der Produkte kontinuierlich zu verringen. Die Analysen dokumentieren, dass Forbo Linoleum keine nachteiligen Folgen für Pflanzen, Tiere und deren Lebensräume hat. Da bietet es sich an, mit dem WWF als weltweit sehr bekannte und größte Naturschutz-Organisation zusammenzuarbeiten und Marmoleum als "Botschafter" für die naturverbundene Kooperation zu nutzen.

BTH Heimtex: Sind die Aktivitäten auf Deutschland beschränkt oder international angelegt?

Thewes: Wir fördern während dieser Aktion weltweit die Umweltschutzaktivitäten des WWF. Die Zusammenarbeit ist auf ein Jahr vereinbart und dauert von Juni 2007 bis einschließlich Mai 2008. In dieser Zeit erhält der WWF von jedem Quadratmeter Forbo-Linoleum, der im Rahmen des Aktionsprogramms verkauft wird, 0,50 EUR. Damit unterstützen wir Umweltprojekte des WWF in der jeweiligen Region.

Wir wünschen uns im Sinne der Aktion natürlich weltweit eine große Resonanz, aber das entscheiden allein unsere Kunden. Aufgrund der großen Bekanntheit des WWF in Deutschland erwarten wir jedoch gerade hier positive Impulse, auch für unsere Partner in Handel und Handwerk. Mit dieser Kooperation können wir neue Wege beschreiten, um dieses Anliegen weiter umzusetzen.

BTH Heimtex: Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Aktion, welche Botschaft wollen Sie kommunizieren?

Thewes: Den Umweltschutz und damit die Aktivitäten des WWF zu unterstützen ist eine weitere Ausdrucksform unseres Leitbildes "Creating better environments". Wir freuen uns daher sehr, im WWF einen renommierten Partner gefunden zu haben, mit dem wir uns im Arten- und Naturschutz engagieren können. Mit dieser Kooperation können wir neue Wege beschreiten, diese Anliegen weiter umzusetzen. Um so besser, wenn man dieses mit Forbo Linoleum verbindet.

BTH Heimtex: Der Produktschwerpunkt der Aktion liegt auf Objektbelägen. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, mit Belägen für den Wohnbereich den privaten Endverbraucher anzusprechen?

Thewes: Im Objekt geht es einfach um größere Flächen. Unsere Initiative bietet die Möglichkeit, gemeinsam etwas zu bewegen. Entscheider - Architekten, Bauherren, Handel, Handwerk, bis hin zum Konsumenten - können durch ihre Produktauswahl die Aktion aktiv unterstützen und entscheiden sich somit für Umwelt- und Naturschutz. Gleichzeitig haben sie die Sicherheit, sich für ein ökologisches und nachhaltiges Material entschieden zu haben.

BTH Heimtex: Die spezielle WWF-Linoleumkollektion umfasst neun grüne Farbtöne - nicht unbedingt eine objekttypische Farbrange...

Thewes: Welche Farbe eignet sich besser, um weltweit Umweltschutz zu symbolisieren als grün? Und unsere grüne Farbpalette bietet ein breites Spektrum an Nuancen, von sattem Grün über Limette, einem hellen Ocker-Ton bis hin zu marmorierten Varianten, die ins Beige changieren können. Wir meinen, dass diese Auswahl durchaus objektgeeignet ist. Jetzt liegt es bei unseren Kunden, wie sich der Anteil von Grün entwickelt.

BTH Heimtex: Sie begleiten die Kampagne mit verschiedenen Promotion-Aktivitäten. Was ist konkret geplant?

Thewes: "Save the planet one m2 at a time", lautet die weltweite Kernbotschaft dieser Forbo-Aktion, was soviel bedeutet wie "mit jedem Quadratmeter leisten wir einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt". Diese Botschaft wollen wir nachhaltig vermitteln. Zusätzlich wird es gemeinsam mit dem WWF lokale Aktivitäten in den einzelnen Ländern geben. Unsere Vertriebspartner werden wir außerdem mit entsprechenden Verkaufsförderungsmitteln unterstützen. So sind etwa die Aktions-Produkte mit einem Sticker gekennzeichnet, der das weltweit bekannte Panda-Logo zeigt, und in einer entsprechenden Kollektion zusammengestellt. Außerdem sollen am Point of Sale verschiedene Werbemittel das Interesse der Kunden auf die grünen Linoleumbeläge lenken. Informationen zu der Kampagne und den Produkten liefern darüber hinaus eine Broschüre und Presseberichte in unterschiedlichen Magazinen. Ein weiterer Baustein ist unsere Anzeigenkampagne, mit der wir auf die Aktion aufmerksam machen und Entscheider dafür motivieren wollen, die Aktion aktiv zu unterstützen.

BTH Heimtex: Glauben Sie, dass das Panda Logo tatsächlich eine Kaufentscheidung beeinflussen kann?

Thewes: Das Panda-Logo ist weltweit bekannt und signalisiert als starke Marke des WWF: Dieses Unternehmen engagiert für den Umwelt- und Naturschutz. Und der WWF steht in der Öffentlichkeit für Sympathie, Glaubwürdigkeit, Kompetenz und Seriosität. Verbraucher werden bei ihren Produktentscheidungen sensibler, was die Umwelt betrifft. Die Gewissheit, mit einem Forbo Linoleum Produkt etwas für die Umwelt zu tun und gleichzeitig ein wohngesunde Produkt gewählt zu haben, ist eine überzeugende Verbindung. Daher erwarten wir natürlich, dass in Zusammenarbeit mit dem bekannten "Panda-Bären" im Ergebnis möglichst viele Projekte durch die Forbo Aktion gefördert werden können.

BTH Heimtex: Haben Sie eine Vorstellung, was an Spendengeldern zusammenkommen könnte?

Thewes: Darüber möchten wir nicht spekulieren. Jeder Beitrag zum Umweltschutz ist sinnvoll.

BTH Heimtex: Wie sieht der Linoleum-Markt generell zur Zeit aus? Immer noch stagnierend, stabil oder wieder leicht wachsend?

Thewes: Nach Jahren der Stagnation sehen wir wieder einen positiven Trend in Deutschland. Dies steht sicherlich im direkten Zusammenhang mit der wachsenden Bedeutung des Einsatzes ökologischer Produkte in Objekten. Speziell in Einrichtungen, in denen sich Menschen zur Heilung, Pflege, Rehabilitation, Wellness, Bildung oder Erziehung aufhalten, sind Materialien gefragt, die sich positiv auf das Raumklima und damit auf das Wohlbefinden auswirken. Außerdem wird man sich in der Architektur zunehmend der Umweltverantwortung bewusst, auch was die Nachhaltigkeit von Materialien betrifft. Forbo sieht Linoleum als Wachstumsmarkt.

BTH Heimtex: Was ist Ihre Prognose für die nähere Zukunft, welche Perspektiven hat der Linoleum-Markt, hat er noch Potenzial oder ist er bereits gesättigt?

Thewes: Wir gehen davon aus, dass sich der Trend hin zu umweltfreundlichen und nachhaltigen Bodenbelägen in Zukunft noch verstärken wird. Hier bietet Forbo Linoleum aufgrund der vorwiegend natürlichen Rohstoffe die beste Grundlage. Eine lange Lebensdauer, optimierte Reinigungs- und Pflegeeigenschaften durch innovative Oberflächenvergütungen wie Topshield erhöhen darüber hinaus die Akzeptanz von Linoleum, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.

Innovative Designs und ein vielfältiges Farbangebot runden die zunehmende Attraktivität von Linoleum ab. Dieser Trend ist sicherlich kein rein deutsches Thema. Insofern sehen wir auch international gute Perspektiven für diese Produktgruppe.

BTH Heimtex: 2,5 mm ist inzwischen die meist verkaufte Stärke bei Linoleum. Braucht man 3,2 und 4 mm starke Ware überhaupt noch?

Thewes: Prinzipiell können alle relevanten Objekte in den Bereichen Gesundheitswesen, Schulen, öffentliche Gebäude mit der Produktstärke 2,5 mm belegt werden. Dies wird durch europäische Klassifizierungsnormen schon seit Jahren unterstützt und entspricht den anerkannten Regeln des Fachs. Stärken wie 3,2 oder 4 mm spielen traditionell ohnehin fast nur in Deutschland eine Rolle. Es ist allerdings festzustellen, dass auch in Deutschland der Anteil von 2,5 mm kontinuierlich zu Lasten von 3,2 mm bzw. 4,0 mm Ware wächst. 2,5 mm ist sicherlich im Hinblick auf das Kosten-/Nutzenverhältnis in den meisten Fällen auch die optimale Wahl.

BTH Heimtex: Welche Farben und welche Optiken sind bei Linoleum am beliebtesten, welche verkaufen sich am besten?

Thewes: Marmorierte Ware in den klassischen Objekttönen spielt immer noch eine bedeutende Rolle. Ungeachtet dessen sehen wir aber, dass innovative Designs, wie beispielsweise unsere Qualitäten Vivace, Piano oder Artoleum kontinuierlich zulegen. Sie überzeugen durch eigenständige Designs und außergewöhnliche Farbkombinationen gleichermaßen. Die Design- und Farbvielfalt der Forbo Linoleumkollektion bietet Architekten und Designern inzwischen eine unglaubliche kreative Freiheit, unterschiedlichste Kundenwünsche für gewerbliche, private und öffentliche Bereiche zu erfüllen.

BTH Heimtex: Wohin geht die weitere Entwicklung?

Thewes: Generell gewinnen bei Bodenbelägen die Lebenszykluskosten gegenüber den reinen Einbaukosten mehr und mehr an Bedeutung. Das heißt, bei zukünftigen Investitionsentscheidungen werden Kriterien wie Ökologie und Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Fokus gelangen.

Es wird auf die Energiebilanz von Produkten geachtet werden, von der Produktion über die Reinigung bis hin zur Entsorgung. Forbo Linoleum kann auf eine äußerst positive Umweltbilanz verweisen.

BTH Heimtex: Linoleum ist ein ausgesprochener Objektbelag. Über die Klicksysteme versuchen Sie seit einiger Zeit, das Produkt im Wohnbereich zu etablieren. Wie kommen Sie dort voran?

Thewes: Linoleum ist interessant für Endverbraucher, die einen ökologischen Belag suchen, der die Wohngesundheit positiv beeinflusst und darüber hinaus auch noch sehr widerstandsfähig ist, so wie Marmoleum Click. Aufgrund der uns vorliegenden Daten zeichnet sich für die Produktgruppe ein positives Bild der Marktentwicklung ab. In Analogie zum Markt der Korkbodenbeläge, die heute größtenteils als Fertigböden vermarktet werden, sind wir jedoch überzeugt, dass noch wesentliche Steigerungsraten möglich sind. Marmoleum click entwickelt sich seit der Markteinführung 2003 sehr gut und wir erwarten insbesondere durch die Einführung der neuen, überarbeiteten Kollektion Anfang 2007 deutliches Wachstum, was sich bereits erkennen lässt. Die außergewöhnliche Bandbreite an Farben, die kreativen gestalterischen Optionen, die natürlichen Inhaltsstoffe und die angenehme Materialität wie Fußwärme und Hygiene werden von Kunden sehr gut angenommen.

BTH Heimtex: Und wie kommt die Topshield-Ausrüstung an? Ist sie ein echtes Verkaufsargument? Widerspricht sie nicht dem Anspruch, dass Linoleum ein ökologisches Produkt ist?

Thewes: Topshield ist eben kein Widerspruch zu den ökologischen Eigenschaften von Marmoleum und Artoleum. Der Grund dafür ist, dass sich dieses Oberflächenfinish im Rahmen von Unterhaltsreinigungsmaßnahmen sanieren und wieder neu beschichten lässt. Außerdem ist Topshield ein wasserbasierter Oberflächenschutz, der Linoleum einen wesentlich verbesserten Schutz gegen Schmutz und Gebrauchsspuren verleiht, einfachste Pflege erlaubt und damit die Unterhaltskosten reduziert, bei gleichzeitig langfristig gepflegtem Aussehen. Beweis für die Vereinbarkeit von Topshield und den ökologischen Eigenschaften von Linoleum ist, dass wir für Marmoleum mit Topshield die Zertifizierung Nature plus erhalten haben, ein Label das höchste Anforderungen an die Nachhaltigkeit der zertifizierten Produkte stellt.

BTH Heimtex: Nochmal zurück zum Objektgeschäft. Welche sind die typischen Linoleum-Objekte und in welchen Größenordnungen?

Thewes: Linoleum findet unter anderem Einsatz in den klassischen Bereichen Gesundheitswesen, Bildungswesen, öffentliche Gebäude. Der Anteil der Renovierungen beträgt nach unseren Schätzungen ca. 80%. Wir erwarten, dass die Bedeutung des Renovierungsbereiches noch weiter steigen wird. Im Hinblick auf die Objektgrößen überwiegen deshalb kleinere Projekte.

BTH Heimtex: Sind "gesund, fair und nachhaltig" die ausschlaggebenden Argumente, die für Linoleum sprechen, oder sind es Ästhetik, Stil, Design bzw. ist es Öko-Chic?

Thewes: Die ökologischen Eigenschaften von Linoleum sind schon ein wichtiges Differenzierungskriterium zu anderen elastischen Belägen. Linoleum ist allerdings als Bodenbelag auch immer bedeutender Bestandteil der Raumgestaltung. Neben den gesunden und nachhaltigen Argumenten spielen bei der Entscheidung aber immer auch Kriterien wie Farbigkeit und Optik eine wichtige Rolle. Aktuelle Farben, Dessins und zeitgemäße Optiken sind deshalb bei Produkten aus dem Hause Forbo eine feste Größe. So wird eine hohe Attraktivität von Forbo-Linoleum gewährleistet. Innovative Designs wie Artoleum zeigen uns, dass dieser Weg richtig ist.

BTH Heimtex: Registrieren Sie einen verstärkten Trend zu grünem Lifestyle?

Thewes: Wenn Sie mit grünem "Lifestyle" den Trend zu ökologischen Produkten meinen, so ist diese Entwicklung eindeutig mit "ja" zu beantworten. Denken Sie zum Beispiel an die zunehmenden öffentlichen Diskussionen der Themen Wärmeschutz, Emissionen von Bauteilen etc. Bestes Beispiel der Film von Al Gore, der sicherlich in vielen Bereichen sehr darstellerisch das Thema angeht, in den Fakten aber richtig ist und für weltweites Aufsehen sorgt. Grüner Lifstyle ist kein elitäres Verhalten, sondern Thema aller Bevölkerungen und Gesellschaftsgruppen.

BTH Heimtex: Wer kauft denn Linoleum - die sogenannten LOHAS, Anhänger des "lifestyle of health and sustainbility" oder sind es eher Anwender, die Farbigkeit und Materialeigenschaften schätzen?

Thewes: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel Architekten zunächst nach der Materialität entscheiden, d.h. in diesem Fall Linoleum oder andere elastische Beläge. Hierbei spielen dann sicherlich ökologische Grundüberlegungen eine wichtige Rolle. Unmittelbar nach der grundsätzlichen Materialentscheidung treten nach unserer Einschätzung dann aber Farbe und Struktur in den Fokus. Gute Produkteigenschaften was die Verlegung, Reinigung und Pflege betrifft, werden von Architekten prinzipiell vorausgesetzt. Anders verhält es sich, wenn die Produktentscheidungen beispielsweise von Nutzern getroffen werden. Hier treten dann die Einbau- und insbesondere die Folgekosten in den Vordergrund.
aus BTH Heimtex 07/07 (Wirtschaft)