Handwerk und TKB - 7. Gesprächsrunde Fußbodentechnik, Frankfurt

Spachtelzahnung TKB-A2 um 20 % verringert

Die 7. Gesprächsrunde Fußbodentechnik von Handwerk und TKB fand zum letzten Mal unter der Leitung des scheidenden TKB-Vorsitzender Dr. Roland Krieger statt. Obwohl einige Diskussionsteilnehmer aufgrund des Bahnstreiks absagen mussten, gab es spannende Gespräche und Informationen unter anderem zu vier neuen TKB-Merkblättern, farbiger Spachtelmasse als Nutzschicht und zusätzlichen Giscode-Klassen.

Im vergangenen Jahr schrieb FussbodenTechnik über die Gesprächsrunde Handwerk und TKB: "Keine TKB-Gesprächsrunde ohne das Thema Fussbodenpass." So auch 2007. Diesmal wurde der vorerst letzte Versuch gestartet und der Fussbodenpass in abgespeckter Version vorgestellt (FussbodenTechnik berichtete). Auf Initiative von Edgar Leonhardt vom Bundesverband Estrich und Belag ist die Dokumentation über Materialien und Aufbau der Fußbodenkonstruktionen nun gestalterisch weniger aufwendig und kann dadurch preisgünstiger an die Handwerksbetriebe abgegeben werden. Statt 2,50 EUR pro Exemplar kann der Fußbodenpass nun zum Einzelpreis von 1,15 EUR zzgl. Mwst., Porto und Verpackung unter der Fax-Nr. 02241/391016 bestellt werden. Die beteiligten Verbände sind damit dem Wunsch der Betriebe nach geringeren Kosten nachgekommen - aus Sicht des Bundesverbandes Estrich und Belag (BEB) einer der Hauptgründe, warum der Fußbodenpass bisher nicht die Bedeutung erlangt hat, die er haben sollte.

Die Inhalte des neuen Fußbodenpasses entsprechen den bisherigen Dokumentationsvorlagen. Er gliedert sich auch weiterhin in eine Angabenseite zum Gebäude sowie in Ausführungen zu den Estrich-, Bodenbelags-, Parkett- und Fliesenarbeiten. Durch Registerblätter sind die jeweiligen Technikseiten übersichtlich geordnet. Bedenken rechtlicher Art zerstreut der BEB, da in den Erläuterungen im Umschlag solche Ansprüche ausgeschlossen wurden.

Ziel der Dokumentation ist es, nach Baufertigstellung oder -sanierung dem Bauherrn eine Information über den Fußbodenbau an die Hand zu geben. Darüber hinaus soll der Pass einbauenden und ausführenden Unternehmen auch bei der späteren Renovierung zuverlässige Details über den Fußbodenaufbau geben. Des Weiteren ist der Pass auch als Marketinginstrument für die bauausführenden Unternehmen von großem Nutzen. Er dokumentiert gegenüber dem Auftraggeber Vertrauenswürdigkeit und Qualitätsverantwortung. Entsprechend empfehlen die Verbände allen am Fußbodenbau beteiligten Unternehmen die Nutzung des Fußbodenpasses.

Der Sachverständige Norbert Strehle wies erneut auf die Parallelen zur Schnittstellenkoordination hin. Auch dort sei das Dokument erst ein Erfolg geworden, als die Inhalte kostenlos im Internet erhältlich waren. Ansgar van Halteren vom Industrieverband Klebstoffe wies darauf hin, dass dies beim Fussbodenpass bereits geschehen sei. Er kann unter www.klebstoffe.com/fussbodenpass herunter geladen werden.

Farbige Spachtelmassen als Nutzschicht

Seit über 10 Jahren sind farbige Spachtelmassen als Nutzschicht ein Thema. Der Bundesfachgruppenleiter der Bodenleger, Karsten Krause, berichtete von vielen Flächen in Loft- oder Fabrikgebäuden. Für Krause ist ein intensives Beratungsgespräch mit dem Kunden bei diesem Boden Pflicht, weil das Ergebnis immer wolkig sei und Bläschen entstünden. Dies bestätigte der frühere Leiter des IBF, Werner Schnell: "Meine Erfahrung ist, dass es ohne Wolkigkeit nicht geht." Norbert Strehle schlug vor, dem Kunden eine breite Palette an Möglichkeiten in Form von Fotos in der Beratung vorzustellen. Krause hielt dem entgegen, dass es bei der Abnahme immer zu Diskussionen kommt. Für Jürgen Gehring, Leiter des Forschungs- und Entwicklungsbereichs Fußbodentechnik bei Bostik, ist die Konsquenz ganz einfach: "Wir verkaufen grundsätzlich nur noch an geschulte Verarbeiter." Als Fazit dieser Diskussion und Argumantationshilfe blieb der Tipp von Werner Schnell: "Jeder dieser Böden ist halt ein Unikat."

TKB-Merkblätter aktualisiert

Die TKB bietet mittlerweile eine Sammlung von 10 TKB-Merblättern an, die regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht werden. Die TKB weist darauf hin, dass man die Merkblätter ab einer Auflage von 500 Exemplaren auch mit einem Verbands- oder Firmenlogo erhalten kann. In den vergangenen Monaten sind gleich vier TKB-Merkblätter auf den neuesten Stand gebracht worden.

Bedeutung von reaktiven Parkettklebstoffen wächst

Ganz aktuell ist das TKB-Merkblatt Nr. 1 - "Kleben von Parkett" überarbeitet worden, da Parkett heute nicht mehr überwiegend mit Lösemittelklebstoffen geklebt werde. Dies berichtete der Obmann des betroffenen Arbeitskreises, Dr. Thomas Brokamp von Bona. "Lösemittelklebstoffe sind in der Zwischenzeit tatsächlich in der Minderheit und die reaktiven Klebstoffe haben eine deutlich höhere Bedeutung." Das Merkblatt gibt den aktuellen Stand der Technik wieder. Das ursprüngliche Merkblatt Kleben von Parkett stammte aus dem Jahr 1997. Änderungen aus den vergangenen 10 Jahren wurden berücksichtigt und korrigiert.

Spachtelzahnung TKB-A2 um 20% verringert

Eine außergewöhnliche Bedeutung hat das TKB-Merkblatt zum Thema Spachtelzahnungen: Da es zu Spachtelzahnungen weder deutsche noch europäische Normen gibt, stellte das TKB-Merkblatt Nr. 6 "eine Quasi-Norm" dar, wie der TKB-Vorsitzende berichtete. Die getroffene Übereinkunft sei zwar nicht offiziell, werde aber von der Spachtelzahnungsindustrie und vom TKB als Branchenbeteiligten getragen. Besonders der Sachverständige Richard A. Kille hat sich um die Aktualisierung verdient gemacht, so dass die TKB eine Ausnahme gemacht hat und Kille in dem Merkblatt namentlich nennt.

Die wichtigste Änderung des Merkblattes Spachtelzahnung ist, das die relativ feine Zahnung A2 um 20% im Durchfluss verringert wurde. Hintergrund dieser Entscheidung waren Versuche des Sachverständigen Richard A. Kille. Er hatte herausgefunden, dass ein Hersteller sich nicht an die TKB-Vorgaben gehalten hatte und unter A2 einfach eine kleinere Zahnung führte. Überraschenderweise gab es ausgerechnet mit dieser Zahnung weniger Probleme mit dem geringen Auftrag und mit der Eindruckempfindlichkeit, die besonders bei der Verklebung von elastischen Belägen eine Rolle spielen. Außerdem wurden zusätzliche Zahnungen in das Merkblatt aufgenommen: Das betrifft im Wesentlichen die groben Parkettzahnungen B5, B11 und B13.

Bei der TKB hat man lange darüber diskutiert, wie man sicherstellen kann, dass die Werkzeughersteller die Vorgaben der Spachtelzahnungsgrößen auch einhalten. Alle großen und wichtigen Werkzeughersteller saßen mit den TKB-Vertretern an einem Tisch und haben sich zur Einhaltung der Zahnungen verpflichtet. Im Gegenzug dürfen die Hersteller "TKB" und die zugehörige Spachtelzahnungsnummer auf ihre Produkte schreiben. Dieses Recht soll bei einem Verstoß entzogen werden. Neu ist auch, dass eine Empfehlung für die Stahlgüte aufgenommen wurde. Im Merkblatt heißt es: "Zahnleisten nützen sich ab. Dadurch verringert sich allmählich die Kerbungsfläche. Um eine möglichst lange Gebrauchsfähigkeit zu erhalten, wird als Material Federstahl mit einer Mindesthärte von 46 Rockwell oder höherwertig empfohlen. Die Dicke des Stahlblechs soll 0,5 mm nicht unterschreiten."

TKB-Merkblatt Nr. 9 jetzt für alle Spachtelmassen

Das TKB-Merkblatt Nr. 9 "Technische Beschreibung und Verarbeitung von zementären Spachtelmassen" aus dem Jahre 1991 musste komplett überarbeitet werden. In der alten Fassung wurden ausschließlich selbst verlaufende Bodenspachtelmassen thematisiert. In der neuen Fassung bietet es einen Überblick über alle Arten von Spachtelmassen. Das unter der Federführung von Dr.Rüdiger Oberste-Padberg von Ardex erstellte Merkblatt ist kurz vor der Drucklegung. Die Einteilung der Schichtdicken wurde von der Verlegewerkstoff-Industrie besonders intensiv diskutiert. Geeinigt hat man sich auf die Gruppen: bis 1mm Feinspachtelung, bis 3 mm Normalspachtelung, bis 10 mm Ausgleichsspachtelung und ab 10mm Nivellierung.

Holzwerkstoffplatten/Spanplatten "bedingt geeignet"

Das TKB-Merkblatt Nr. 10 Holzwerkstoffplatten/Spanplatten unter der Leitung von Michael Illing von Forbo Erfurt liegt in einem ersten Entwurf vor. Dr. Krieger forderte alle Gesprächsteilnehmer auf, sich nicht auf ein "Holzwerkstoffplatten/Spanplatten sind zur Bodenbelagsverlegung nur bedingt geeignet" zu verständigen, sondern die Probleme konkret anzusprechen. Der Sachverständige Norbert Strehle nannte die Holzfeuchte der Platten als eines der wichtigsten Probleme: "Wir können zwar in unser Merkblatt reinschreiben, die Holzfeuchte sollte bei 8 bis 9% liegen, aber das ist Wunschdenken, da wir das von der Industrie nie bekommen werden."

Reizworte "harte" und "weiche" Klebstoffe

Die TKB hat versucht, eine Definition zur Unterscheidung von "harten" und "weichen" Klebstoffen zu finden. Dafür ist der Begriff der "Gleitung" eingeführt worden. Mit der Gleitung wird ein Klebstoff beschrieben, der in einer Versuchsanordnung mit einer bestimmten Dicke eine bestimmte Verschiebestrecke zulässt. Wird bei diesem Versuch die Klebstofffuge um mindestens 2 mm gedehnt, dann gilt der Klebstoff als weich. Die TKB will die entsprechende Norm EN14293 in den nächsten Jahren weiter verbessern, da noch Verbesserungsbedarf besteht.

Neue Giscode-Klasse S 0,5

Vor dem Hintergrund der Einführung von lösemittelhaltigen Klebstoffen, die die Arbeitsplatzgrenzwerte einhalten, hat die TKB die neue Giscode-Klasse S 0,5 eingeführt. Man sei sich grundsätzlich einig, dass die Entwicklung ein Schritt in die falsche Richtung sei, aber die betroffenen Klebstoffe seien besser, als andere stark lösemittelhaltige. Selbst die Bauberufsgenossenschaft habe diese Entwicklung befürwortet, da es jetzt lösemittelhaltige Klebstoffe gebe, die die Arbeitsplatzgrenzwerte einhalten.

Neue Giscode-Klasse RS 10 für SMP-Parkettklebstoffe

Eine weitere neu eingeführte Giscode-Klasse ist RS 10 für SMP-Parkettklebstoffe. Dieser relativ weiche Klebstofftyp reagiert ähnlich wie Dichtmassen. Dazu Dr.Krieger: "Diese Klebstoffe sind stark im Kommen und haben dazu beigetragen, dass die stark lösemittelhaltigen Parkettklebstoffe jetzt auf dem Rückmarsch sind." Der Vorteil dieser Klebstoffe ist, dass sie universell einsetzbar sind und in verschiedenen Härtegraden angeboten werden. Laut Dr. Krieger hat die GISBAU schon signalisiert, dass zwar noch einige Raumluftmessungen durchgeführt werden sollen, dann aber der Einführung der neuen Giscode-Klasse RS 10 nichts mehr entgegen steht. Gleichzeitig werden die Klebstoffe dieser Klasse als Ersatzstoffe im Sinne der TRGS 610 angegeben. Bei der TKB vermutet man: SMP- und Dispersionsklebstoffe werden die Klebstoffe der Zukunft sein.


Die Teilnehmer im Überblick

Dr. Thomas Brokamp, TKB
Jürgen Gehring, TKB
Bernhard Grewing, FEB
Dr. Matthias Hirsch, TKB
Karsten Krause, ZVPF
Dr. Roland Krieger, TKB
Willi Nürnberger, ZVPF
Erwin Prinz, ZVPF
Hans-Joachim Scheewe, BSR
Heinz Schmitt, BEB
Werner Schnell, BEB
Karl August Siepelmeyer, HFGB
Norbert Strehle, ZVPF
Ansgar van Halteren, IVK
Stephan Winkler, FEB
aus FussbodenTechnik 04/07 (Wirtschaft)