Kauffmann

Österreichischer Sanierer will Unternehmen retten

Hörbranz/A - Die Marke Kauffmann soll auch weiterhin am Markt bleiben. Die Gläubigerversammlung hat Mitte August Grundstück und Gebäude des insolventen Unternehmens im österreichischen Hörbranz laut Zeitungsberichten für rund 6 Millionen Euro an die dortige Hypo-Landesbank verkauft. Die wiederum verleast beides an die neue "Sleepwell Kauffmann GmbH" als Auffanggesellschaft.

Der in Österreich als Sanierer bekannte Finanzinvestor Erhard Grossnigg hält 50 Prozent der Firmenanteile über seine Grosso GmbH. Weitere 25 Prozent halten der Wiener Bettenfachhändler Gans und der Taschenproduzent Schneiders Vienna. Geschäftsführer beider Unternehmen ist dem Vernehmen nach Mario Hoen. Er soll auch geschäftsführender Gesellschafter bei Kauffmann werden. Über die Zukunft der aktuell rund 90 Kauffmann-Mitarbeiter ist zurzeit nichts bekannt. Geschäftsführer Horst G. Flämig wird aus dem Unternehmen ausscheiden.

Damit ist es anders gekommen, als man es bei Kauffmann erhofft hatte. Wie Flämig gegenüber Haustex bestätigte, gab es auch mehrere Interessenten aus der Bettwaren-Branche, die man im Unternehmen als neue Inhaber wohl bevorzugt hätte. Dem Vernehmen nach waren in den letzten Wochen unter anderem Firmenvertreter von Hefel, Sanders und Frankenstolz in Bregenz und haben sich über den Zustand des Unternehmens informiert. Letztlich sollen sich dann sechs Bieter um die Nachfolgelösung der renommierten Bettwarenmarke beworben haben.

Es scheint unstrittig, dass der aufwändige Neubau der Produktion und Verwaltung in Bregenz dem Unternehmen letzten Endes den K.o.-Schlag versetzt hat. Dafür wurden 2000 mehr als 11 Mio. Euro an Fremdmitteln aufgenommen.Für die aktuelle Auftragslage überdimensioniert und zudem fast zu 100 Prozent fremd finanziert, bedeutete diese Investition eine zu große Belastung für Kauffmann. Im Geschäftsjahr 2005/2006 musste das Bregenzer Unternehmen einen Verlust von 0,7 Mio. Euro hinnehmen. Die österreichische Erste Bank erließ dem Unternehmen daraufhin Schulden von 2,4 Mio. Euro. Im folgenden Geschäftsjahr habe man nach einer längeren Durststrecke allerdings wieder ein positives operatives Ergebnis erzielen können, heißt es vom Unternehmen. Jedoch habe die Schuldenlast aus dem Bau des hochmodernen Fabrikgebäudes in Hörbranz für ein negatives Gesamtergebnis gesorgt.

In diesem Jahr sollen die Umsätze dann wegen des warmen Winters und der schlechten Nachfrage im Fachhandel erneut in den Keller gegangen sein. Wie der Hypo-Vorstand erklärte, seien weitere Überbrückungskredite nicht mehr verantwortbar gewesen. Und auch die Ravensburger Eigner des Unternehmens waren nicht mehr bereit, Geld in das Unternehmen zu schießen. Schulden in Höhe von 13,5 Mio. Euro standen dem österreichischen Kreditschutzverband rund 12,3 Mio. Euro an Aktiva gegenüber. Damit war der Gang zum Insolvenzgericht unvermeidbar.

Für die neuen Eigentümer gilt es jetzt erst einmal, sich eine konkrete Übersicht über den Stand der Dinge zu verschaffen. Wie viele der aktuell 90 Mitarbeiter in Hörbranz weiter beschäftigt werden, war kurz nach der Übernahme noch nicht klar. Der Hypo-Vorstand erklärte gegenüber dem österreichischen Fernsehen, dass eine billigere Ersatzlösung dem Unternehmen "mehr Spielraum" gegeben hätte und die Fabrik in Hörbranz unter dem harten Wettbewerb der Textilbranche eine Herausforderung sei. Er hoffe, dass es gelingt, den Standort rentabel weiterzuführen.

Der Investor Grossnigg ist in Österreich als Sanierer bekannt. Er hat sich etlicher Sanierungsfälle in der Alpenrepublik erfolgreich angenommen, darunter Kneissl, Huber Trikot, Stiefelkönig oder Avanti. Nicht alles, was er angefasst hat, wurde aber auch ein Erfolg. Aktuell musste er innerhalb der TAM Autohandels-Gruppe mit dem Jaguar & Land Rover Center Salzburg schon die vierte Insolvenz in diesem Jahr anmelden.

Wie Horst G. Flämig der Haustex mitteilte, wird er das Unternehmen auf jeden Fall verlassen. Er hatte sich seine Zukunft bei Kauffmann deutlich anders vorgestellt, als er Mitte 2003 in das Unternehmen eintrat. Er folgte auf Siegfried Böhler, der das Unternehmen in seiner 20-jährigen Amtszeit nachhaltig geprägt hatte. Flämig kam vom Textilkonzern Girmes in Grefrath, wo er zuletzt Geschäftsführer der Heimtextilmarke Girloon war.
aus Haustex 09/07 (Wirtschaft)