Parador Volkmar Halbe über Dekorpolitik und Vermarktungsstrategien

Laminatböden mit hohem Design-Anspruch

Kaum ein anderer Hersteller von Laminatfußböden hat einen so hohen Design-Anspruch wie Parador. Statt sich am Durchschnittsgeschmack zu orientieren, spürte das Unternehmen nun schon im dritten Jahr in Folge für seine Kollektion "Trendtime" modische Strömungen in richtungweisenden Metropolen wie Mailand, New York, London oder Paris auf. Designer Udo Tünte, bei den Coesfeldern Leiter der Bereiche Innovation & Entwicklung, polarisiert die Fachwelt einmal mehr mit stilistisch unkonventionellen Dekoren. Ob sich die Produkte auch verkaufen lassen, wollte ParkettMagazin-Redakteur Ulrich Baumert von Parador-Geschäftsführer Volkmar Halbe wissen.

ParkettMagazin: Fuzzy Black, Digital Net, Elements, Pixel Blue... Mit der Trendtime-Kollektion unterstreicht Parador auf eindrucksvolle Weise seine Design-Kompetenz bei Laminatböden. Kann man damit auch Geld verdienen?

Volkmar Halbe: Wenn unsere Orientierung ausschließlich in diese Richtung gehen würde, müsste die Frage ganz klar verneint werden. "Pixel Blue & Co." steht vielmehr für eine neue Generation Laminatböden, die durch eine gewisse Eigenständigkeit gekennzeichnet ist: Designanspruch wird gekoppelt mit technischem Nutzen.

Während der Laminatboden über Jahre hinweg ausschließlich Imitationen von Holz sowie Stein und Keramik bot, entsteht jetzt eine eigene Designsprache, die in Gänze durchaus betriebswirtschaftliche Möglichkeiten bietet. Bei aller Faszination, die von den neuen Produkten ausgeht: Letzten Endes sind für jedes Unternehmen kaufmännische Aspekte entscheidend.

Mit den Designinnovationen bietet Parador eine Option für die Zeit jenseits des Holzes. Dann etwas zu besitzen, das nichts mehr gemein hat mit den Dekoren früherer Generationen, darin sehen wir die eigentliche Herausforderung.

ParkettMagazin: Mit der Kollektion "Classic" bedienen Sie den modischen Durchschnittsgeschmack. Die Differenzierung gegenüber Wettbewerbsprodukten soll über Zusatznutzen erfolgen - beispielsweise durch Pro Air. Nach Eigendarstellung handelt es sich um besonders ausgerüstete Laminat- und Parkettböden, mit denen sich in der Raumluft enthaltene gesundheitsschädliche Stoffe und unangenehme Gerüche deutlich reduzieren lassen. Gibt es dafür überhaupt Bedarf?

Halbe: Neben der Differenzierung über das Design sind technische Features enorm wichtig, um konkrete Bedürfnisse zu erfüllen. Manchmal handelt es sich auch um ein schlummerndes Bedürfnis, das erst geweckt werden muss. Immer noch vorherrschend ist der Themenkomplex Wellness. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Bionik*), die uns den Weg zum Pro Air-System gezeigt hat.

ParkettMagazin: Handelt es sich dabei nicht um einen ähnlichen Zusatznutzen wie bei den antibakteriellen Oberflächen von Parkett- und Laminatoberflächen, die schon nach kurzer Zeit von der Bildfläche verschwunden waren?

Halbe: Bei Pro Air handelt es sich um das Ergebnis langer Such- und Entwicklungsprozesse. Inzwischen lässt sich feststellen, dass unsere Laminatkollektionen hoch erfolgreich sind, wofür neben Pro Air auch noch andere Eigenschaften ausschlaggebend sind. Die Kombination aus technischen Vorteilen, Design und einer interessanten Zusatzausstattung wie Pro Air gibt dem Handel überzeugende Verkaufsargumente an die Hand und eröffnet die Möglichkeit, sich zu differenzieren.

ParkettMagazin: Pro Air ist also mehr als ein Marketing-Gag?

Halbe: Auf jeden Fall. Eine Marke muss echt und ehrlich sein. Wir hätten Pro Air nie gebracht, wenn nicht mehrere Institute die Wirkungskette untersucht und ihre Funktion bestätigt hätten. Unsere Weiterentwicklungen sind kein kurzlebiger Gimmick, sondern auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.

ParkettMagazin: Die Nachfrage am deutschen Markt für Bodenbeläge ist eher verhalten. Wie hat sich das erste Quartal für Parador entwickelt?

Halbe: Insbesondere die großen Hersteller scheinen mit der Basisnachfrage unzufrieden zu sein. Bei Parador stellt sich die Situation zum Glück anders dar: Getrieben durch unsere Hausmesse Paravision und die damit verbundenen Neuheiten verzeichneten wir in den ersten sechs Monaten deutliche Zuwachsraten und das nicht nur international, sondern auch am deutschen Markt.

ParkettMagazin: Das Auslandsgeschäft dürfte weiterhin anziehen. Welche Märkte haben für Parador das größte Potenzial und welchen Auslandsanteil streben Sie mittelfristig an?

Halbe: Der große Impulsgeber der vergangenen Jahre war zweifellos das Auslandsgeschäft. Der 2006 erzielte Umsatzanteil von 44% wird auch in diesem Jahr steigen, wobei sich Parador auf die europäischen Märkte konzentriert. Den konsequenten Aufbau einer Verbrauchermarke betreiben wir mit der gleichen Strategie wie in Deutschland. Das gilt vor allem für Benelux, England, Spanien, Tschechien. Handelsbeziehungen gibt es selbstverständlich auch zu anderen Ländern. Abenteuer in außereuropäischen Regionen wird es vorerst nicht geben.

ParkettMagazin: "Marke" im Einrichtungsbereich bedingt auch Exklusivität. Wie dicht darf das Vertriebsnetz von Parador in Deutschland sein?

Halbe: Es gibt nach wie vor bestimmte Produkte, die sich im DIY-Bereich suchen und finden lassen. Wie sich gezeigt hat, ist dieser Vertriebsweg durchaus in der Lage, wertige Laminatböden in einer Preislage zwischen 15 und 25 EUR zu vermarkten - und dieses Segment wird von Parador mit einem schlanken, schnell drehenden Sortiment erfolgreich bedient. Dagegen kann der Fachhandel seine Kompetenz über die Vielfalt und den noch höheren Wert darstellen. Die Koexistenz der beiden Vertriebswege, die uns von vielen Skeptikern abgesprochen wurde, funktioniert nun schon seit sieben Jahren. Dabei ist es enorm wichtig, die Preisstabilität zu sichern - nicht nur für uns, sondern vor allem für den Erfolg unserer Kunden.

In der jetzigen Konstellation weist unser Vertriebsnetz zwar nicht mehr die Exklusivität früherer Jahre auf, aber es besitzt eine nahezu optimale Dichte. Das große Feld Deutschland ist aufgeteilt und es gibt auch keine Ambitionen, neue Dinge zu erschließen.

ParkettMagazin: Ist es nicht auch so, dass Parador von den Baumärkten als Lockvogel genutzt wird, um dann die Eigenmarke zu verkaufen?

Halbe: Wenn das so wäre, hätten wir längst die Konsequenzen gezogen. Die Großfläche versteht das Spiel mit Dauerniedrigpreisen, Eigen- oder Hausmarke und Konsumentenmarke vortrefflich. Wir als Hersteller können nur letzteres, aber das richtig gut.

ParkettMagazin: Lediglich beim deutschen Bodenbelagsgroßhandel gab es bislang noch keine Ansatzpunkte für eine Kooperation. Hat sich dieses Thema endgültig erledigt?

Halbe: Nach wie vor ist dies kein aktives Feld für uns. Der Bodenbelagsgroßhandel ist komplett besetzt, offensichtlich mit kompetenten Lieferanten, da Wechselbereitschaft kaum zu erkennen ist. Wir verwehren uns diesem Feld nicht, sehen aber keine Veranlassung, es mit überproportionaler Kraft zu bearbeiten, um andere zu verdrängen. Wie schon erwähnt, sind Eigenmarken nicht unser Metier.

ParkettMagazin: Vor dem Hintergrund der allgemeinen Rohstoffverknappung auf dem Holzsektor war die Beteiligung Paradors an einem österreichischen Sägewerk sicher ein Glücksgriff. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Joint Venture mit einem HDF-Hersteller, um Laminatböden vollstufig zu produzieren?

Halbe: Bei Holzwerkstoffen haben wir diese Ambition nicht, das ist eine andere Welt. Das wäre sicherlich anders, wenn Parador eine kostenführende Position anstreben würde. Für ein Unternehmen mit Intentionen im Bereich Leistungsführerschaft drängt sich die Frage nach der HDF-Herstellung nicht auf.


*) Entschlüsselung von Prozessen in der Natur und deren innovative Umsetzung in der Technik



Pro Air - der Natur nachgebaut

Pro Air ist laut Parador eine Ausrüstung für Laminat- und Parkettböden, die in der Raumluft enthaltene gesundheitsschädliche Stoffe (z.B. Formaldehyd) neutralisiert und unangenehme Gerüche wie Tabakrauch reduziert. Seit Januar 2007 werden in der Classic-Linie alle Laminat- und Parkettböden sowie die Ausbauplatte Click-Board mit "Pro Air" ausgerüstet.

Wie Parador erläutert, basiert die Wirkung von Pro Air auf der organischen und hochwirksamen Proteinsubstanz - "Protectin". Durch einen physikalisch-chemischen Prozess seien die Aufnahme, der Abbau und die Neutralisation von Schadstoffen und Emissionen dauerhaft gewährleistet. "Der Stoff besitzt freie aktive Aminosäureketten, die in der Lage sind, die Schadstoffmoleküle umzuwandeln und irreversibel zu binden. Die Schadstoffe werden nicht etwa nur eingelagert, sondern tatsächlich beseitigt", wird betont.

Pro Air sei besonders wirksam gegen Aldehyde, die in Anstrichfarben, Klebern, Leimen, Bindemitteln, heißem Fett, Raumsprays und Desinfektionsmitteln enthalten sein können. Die Wirkung der Pro-Air-Ausrüstung hat Parador in ausführlichen Tests durch das ECO-Umweltinstitut und die LGA Nürnberg nachweisen lassen.
aus Parkett Magazin 04/07 (Wirtschaft)