Westeuropa lahmt, Osteuropa weiterhin extrem dynamisch

Tarkett an der 2 Mrd. EUR-Umsatzschwelle

Bei Tarkett hat sich 2006 das Expansionstempo noch beschleunigt: Der Umsatz kletterte um 22% auf 1,98 Mrd. EUR und schrammte damit nur knapp an der 2 Mrd. EUR-Umsatzgrenze vorbei, das EBITA konnte allerdings nicht ganz damit Schritt halten, verbesserte sich aber auch deutlich zweistellig auf 112,7 Mio. EUR. Motoren der positiven Entwicklung waren wiederum die unverändert dynamischen Osteuropa-Aktivitäten und das nordamerikanische Objektgeschäft. Dagegen zeigten Westeuropa und der Handelsbereich in den USA Schwächen.

Es hat nicht ganz gereicht: Der Schritt über die magische 2 Mrd. EUR-Umsatzschwelle blieb Tarkett 2006 noch verwehrt, doch ist ein Zuwachs von 22% auf 1,98 Mrd. EUR ein beachtlicher Schritt nach vorne. Das Management sieht damit sein Internationalisierungsbestreben bestätigt, zumal der stärkste Schub wie in den Vorjahren aus den jungen osteuropäischen Märkten kam. Sie trugen auch zur Verbesserung des EBITA (Earnings before interests, taxes and amortizations = Gewinn vor Steuern, Zinsen und Tilgung) um 18,5% auf 112,7 Mio. EUR bei. Weil der Konzern in Westeuropa und Nordamerika Ertragseinbußen hinnehmen musste, fiel die Steigerung des Netto-Ergebnisses mit +4,5 auf 67,6 Mio. EUR vergleichsweise bescheiden aus.

Die Handelsdivision erlöste erstmalig über 1 Mrd. EUR. Konkret nahm der Umsatz um 19,8% auf 1,1 Mrd EUR zu, wobei sich die einzelnen Märkte sehr unterschiedlich entwickelten. So hielt die Hoffnung auf eine Erholung der seit Jahren schwierigen Verhältnisse in Deutschland nicht an. Hier litten Umsatz und Ertrag ebenso wie in den anderen großen westeuropäischen Volumenmärkten Frankreich und Großbritannien unter der flauen Nachfrage bei gleichzeitig hartem Wettbewerb. Mit den gleichen Problemen hatte Nordamerika zu kämpfen.

Dagegen setzte sich der Aufschwung in Südeuropa, speziell Spanien (+13%) und Skandinavien (+5%) fort. Rasant weiter voran ging es in Russland und noch mehr in der Ukraine, auch die übrigen osteuropäischen Länder, vor allem Polen, realisierten Pluszahlen von über 30%. Das EBITA wurde negativ beeinflusst von Rohstoffverteuerungen und Preisdruck und halbierte sich auf 13,9 Mio. EUR.

Ein gute Objektkonjunktur in Westeuropa, speziell in Frankreich, aber auch in Benelux und Spanien sowie ein prosperierendes Objektgeschäft in Osteuropa, bei dem allein Russland um 70% zulegte, trieben den Umsatz der Objektdivision um 25,2% nach oben auf 883,5 Mio. EUR. Auch die nordamerikanischen Objektaktivitäten verliefen erfolgreich, beflügelt von den 2005 vollzogenen Akquisitionen Fieldturf Tarkett und Johnsonite. Auch das EBITA profitierte von den gestiegenen Erlösen und erhöhte sich um 15% auf 79,3 Mio. EUR.

Produktionsverlagerungen nach Osteuropa

Generell war das vergangene Geschäftsjahr war gekennzeichnet von der weiteren Reorganisation im Sinne der Globalisierungsstrategie, besonders in Westeuropa und Nordamerika, und der Konzentration auf die Kerngeschäfte elastische Beläge, Parkett und Laminat. So trennte sich Tarkett von seinen textilen Objektbelägen, die zum 1. Juli 2006 an Enia Carpets abgegeben worden sind. Außerdem investierte der Konzern in ein Werk für homogene PVC-Beläge im russischen Otradny, um die anziehende Nachfrage nach diesen Objektprodukten in Osteuropa zu befriedigen.

Auch der osteuropäische CV-Markt boomt mit unverminderter Kraft, worauf mit einer dritten CV-Anlage in Otradny reagiert wurde, die die dortigen Kapazitäten auf 75 Mio. qm schraubt. Über eine vierte wird bereits nachgedacht. Dagegen wurden die CV-Kapazitäten in Westeuropa reduziert und ein Teil der Luxemburger Produktion an Mitbewerber IVC verkauft.

In der Holzsparte fanden ebenfalls Verlagerungen hin zu den Märkten statt: vom schwedischen Broby nach Orzechowo in Polen. Das spare Kosten und ermögliche eine effektiveren Vertrieb, weil sich die Wege verkürzen und die Produktivität verbessert, heißt es im Geschäftsbericht.

Laminat Joint-Ventures laufen an

Und dann wurde schließlich noch das Laminat-Joint Venture mit der portugiesischen Sonae-Gruppe in Eiweiler im Saarland ins Laufen gebracht. Die hochmoderne, vollintegrierte Fabrikationsstätte mit einer Kapazität von 25 Mio. qm wird Westeuropa wie auch Osteuropa mit Laminat bedienen und soll die Position von Tarkett in diesen Märkten stärken. In den USA wurde zusammen mit Aconcagua ein zweites Laminat-Joint Venture auf die Beine gestellt, das demnächst an den Start gehen soll. Dort verspricht man sich sehr viel, nachdem der Laminatabsatz von Tarkett in den Staaten im vergangenen Jahr um 60% gestiegen ist, deutlich überproportional zum Marktwachstum von 10%.

KKR-Einstieg hat Strategiekorrekturen zur Folge

2007 markiert einen Einschnitt in der Firmengeschichte von Tarkett. Ende 2006 hatte der US-Finanzinvestor Kohlberg, Kravis, Roberts vom bisherigen Mehrheitseigentümer, der Familie Deconinck, 50% der Anteile erworben und bestimmt seitdem maßgeblich die Geschäfte. Zwar wird grundsätzlich an der von Noch-Vorstandschef Marc Assa implementierten und bislang erfolgreichen Drei-Säulen-Strategie mit Globalisierung, Konzentration auf die Kerngeschäfte und Ertragssteigerung festgehalten, doch erfolgen zum Teil tiefgreifende Korrekturen, etwa in Deutschland, wo sowohl die Organisation wie auch Vertriebs- und Produktpolitik neu ausgerichtet wurden.

Eine der gravierendsten Änderungen findet an der Führungsspitze von Tarkett statt. Vorstandschef Marc Assa, viele Jahre lang Lenker des Konzerns, tritt zum September ab. Zu seinem Nachfolger wurde Michel Giannuzzi berufen, der aus der Automotive-Branche kommt. Quellen aus dem nahen Umfeld wollen wissen, dass auch CFO Michel Cognet geht, ein enger Vertrauter von Assa.


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Aufsichtsrat: Didier Deconinck, Bernard-André Deconinck, Eric Deconinck, Henry R. Kravis, Jacques Garaialde, Silke Scheiber
Vorstand: Vorsitzender: Marc Assa (bis September 2007), Michel Giannnuzzi (ab September 2007), Michel Cognet (Stellvertreter, Finanzen), Regis de Boissieu (Objekt), Dragan Zarkovic (Handel)
Nordamerika: Jeff Buttitta
Fieldturf Tarkett: John Gilman
Einkauf, Investitionen, R& D: Bernard-André Deconinck
Finanzen: Jacques Benetreau
Personal: Werner Ritschel
Logistik: Gildas Merian
Controlling: Bernard Soret
aus BTH Heimtex 09/07 (Wirtschaft)