Gesellschafterversammlung 2007 der Decor-Union in Hannover

Wachstum hält weiter an

Die Decor Union kann für 2006 wieder eine erfreuliche Bilanz ziehen: 35 Neuzugänge stehen nur fünf Abgängen gegenüber, stattliche Umsatzzuwächse beim Großhandel und bei den Objekteuren gleichen leichte Verluste beim Einzelhandel mehr als aus, so dass unter dem Strich ein positives Ergebnis bleibt.

"Die Decor Union ist Ihre Firma", erinnerte Beiratsvorsitzender Thomas Mollen die Anwesenden auf der diesjährigen Gesellschafterversammlung - und die sehen das auch so: Mit über 200 Teilnehmern waren rund 80% der Mitglieder auf der Veranstaltung vertreten, die dieses Mal am Stammsitz der Verbundgruppe in Hannover stattfand.

Mollen konnte von einem wieder erfolgreichen Geschäftsjahr 2006 berichten: Das Wachstum der Kooperation hat sich weiter fortgesetzt, festzumachen an einem erneut gestiegenen Umsatz wie auch einer zunehmenden Zahl an Anschlusshäusern: Bei fünf ausgeschiedenen Mitgliedern gab es 35 Neuzugänge, zugleich avancierten etliche Mitglieder zu Gesellschaftern. Aktuell sind es 145, was sich förderlich auf Liquidität und Eigenkapitalstruktur der Decor Union auswirkt.

"Wir sind weiterhin solide aufgestellt", sagte Mollen an die neuen Mitglieder und Gesellschafter gewandt: "...und vor allem stolz darauf, daß wir im operativen Geschäft mit keinerlei Fremdkapital, sondern nur auf Haben-Basis arbeiten." Er dankte den Geschäftsführern Enno Kramer und Regina Hebbeln-Röttjer im Namen des Beirats für Weitsicht und Konsequenz bei der Leitung der Verbundgruppe.

Ab 2006 prägen nicht mehr nur Zentralfakturierungsumsätze das Bild, sondern auch Vermittlungsumsätze bei den Objekteuren und Großhändlern tragen zum konzentrierten Umsatzvolumen der Decor-Union bei, verriet Mollen. "Vor diesem Hintergrund nimmt das vor drei Jahren eingeführte 3-Säulen-Vertriebsmodell immer konkretere Konturen an".

"Wir waren von jeher kein reiner Einzelhandelsverband", meldete sich Enno Kramer zu dem Thema zu Wort, "und jetzt erst recht nicht." Damit ging er auf das schon erwähnte und von ihm maßgeblich inszenierte 3-Säulen-Modell ein. Wie richtig dessen Einführung war, bewies sich gerade im Jahre 2006, in welchem die stagnierenden Zahlen des Einzelhandelsbereichs von den anderen Vertriebslinien aufgefangen und mehr als wettgemacht wurden. "Wir stehen solide auf drei Beinen" stellte Kramer zufrieden fest, wobei die Einzelhandelsquote von 57,2 % in 2006 aktuell auf rund 51 % gesunken sei, während Objekteure und Großhandel ihren Anteil auf 22,5 bzw. 20,3 % vergrößern konnten.

Kramer ging auch auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld wie auch auf die Entwicklung der Branche ein. Die Strukturveränderungen im Handelsbereich setzen sich nicht zuletzt in Folge eines verschärften Wettbewerbs weiter fort. Die Flächen wachsen bei rückläufigen Umsätzen weiter. Mit am schwersten trifft die Heimtextilienbranche die negative Entwicklung bei abgepasten Teppichen. "Rund 80 % des Teppichvolumens wird inzwischen über die Möbler abgewickelt", sagte Kramer. Aber auch bei anderen Produktbereichen sägt man sich den Ast selber ab, auf dem man auskömmlich sitzen könnte. Es gab Zeiten, da wurde mit Tufting-Teppichboden, Laminat und Tapete richtig gutes Geld verdient, bis diese Produkte mehr und mehr unter Preisdruck gerieten. "Die Branche ist selber schuld, dass manches so den Bach runter ging", fügt er kritisch hinzu.

Das Jahresergebnis kann sich sehen lassen

Das konzentrierte Umsatzvolumen der Decor Union konnte 2006 um 13,9% auf 114,7 Mio. EUR angehoben werden, was allerdings auf dem Mitgliederzuwachs beruht, durch den auch die Kapitalausstattung gestärkt werde konnte: So wurde die Haftkapital-Einlage um 750.000 EUR erhöht, das Eigenkapital um 467.000 EUR auf knapp 2,3 Mio. EUR. Der Außenumsatz wird auf 1,26 Mrd. EUR beziffert.

Die Umsatzanteile in der Ware werden mit 45,1% klar von den Bodenbelägen dominiert, gefolgt von Zubehör (14 %), Farben/Lacke (12,6 %), Stoffen (7,1 %), Sichtschutz/Beschattung (6,6 %) und Tapete (6,3 %). Den Rest teilen sich Bettwaren, abgepasste Teppiche, Gartenmöbel und Zusatzsortimente (8,3 %).

"Unser Geschäftszweck ist es, für Sie bestens zu wirtschaften", sagte Kramer und verwies dazu auf folgende Kennzahlen: der Kostensatz insgesamt beträgt 0,643 Prozent, die Eigenkapitalquote 12,7 % (alles auf das Jahr 2006 bezogen). Und die debitorischen Ausfälle seit 1985, also seit Bestehen der Decor-Union, betragen durchschnittlich 0,0358%. "Bessere Werte dürfte keine vergleichbare Verbundgruppe in Deutschland vorweisen können. Dies gilt gleichfalls für die stattlichen Rückvergütungen an die Mitglieder", bemerkte Kramer.

Weiterer Aufwärtstrend im laufenden Jahr

Mit einem Plus von 3% für den Konzernumsatz, aufgelaufen bis Juli 2007, liege die Decor Union gut im Plan, berichtete er weiter. Per September verfüge die Kooperation über 213 Mitglieder mit insgesamt 286 Absatzstellen - davon183 im Einzelhandel, 45 im Großhandel und 58 bei den Objekteuren .

Künftig soll die Vernetzung der drei Vertriebssäulen forciert werden, um vorhandenes Wachstumspotenzial waren- und säulenübergreifend auszuschöpfen. So sollen Einzel- und Großhandel gestärkt und die Firmenstrukturen vereinfacht werden. Während eine Überprüfung der Marketingstrategie der Säule Einzelhandel ein Dauerprozeß sein wird, wie Kramer betonte. Ferner sagte er einen weiteren Ausbau der Eigenmarken voraus und den Aufbau des Sortimentsbereichs Holz.

Den Konzentrationsprozeß bei den Kooperationen sieht Kramer noch nicht als beendet an. Was ein Grund mehr dafür sei, alle vorhandenen Ressourcen und Kräfte innerhalb der Kooperation zu bündeln. Dazu gehöre auch das Projekt Kommunikation. Decor-Union hatte den Kommunikationsprofi Dr. Hans K. Knoben mit einer Untersuchung des Kommunikations-Istzustands innerhalb der Kooperation beauftragt, worauf aufbauend ein Kommunikations-Konzept entwickelt werden soll.

Aufgrund einer Vielzahl von Gesprächen mit allen Beteiligten stellte Knoben fest, daß die Gemeinschaft von den Mitgliedern deutlich positiv bewertet wird, daß man sich wohl fühlt in der Decor-Union. Struktur, kaufmännische Führung sowie das Waren- und Marketingkonzept werden angenommen. Defizite machte er bei den "weichen Faktoren" aus. So würde es bei den Mitgliedern an Wissen darüber fehlen, wie die Abläufe in der Zentrale sind und was dort passiert.

"Kommunikation ist keine Einbahnstraße, sondern ein Prozeß, der alle angeht und alle fordert", konstatierte Knoben. Unter dieser Prämisse unterbreitete er Vorschläge zur Neugestaltung der Gesellschafterversammlung ebenso wie für die Gestaltung der Rundschreiben. Weitere Punkte auf der Agenda könnten ein so genannter DU-Chefbrief sein, ein Veranstaltungskalender, der die Mitglieder über die zahlreichen Veranstaltungen der Kooperation informiert sowie regionale Treffs der Mitglieder aus dem Einzelhandel. Über diese und weitere Vorschläge muß noch diskutiert und entschieden werden.

Thomas Mollen richtete in diesem Zusammenhang einen deutlichen Appell an das Auditorium: "Nur wenn Sie alle wissen, was Ihr Verband für Sie macht und abrufbereit vorhält", rief er den Anwesenden zu, könne die Zentrale schnell und effizient arbeiten. "Bringen Sie sich ein und arbeiten Sie mit. Die Decor-Union ist Ihre Firma. Hier haben Sie Ihr Kapital investiert."

Gesundheitsreligion und Gesundheitswahn

Zur Gesellschafterversammlung gehörte auch ein sehr eloquent und wissensreich gehaltener Vortrag des Arztes, Theologen und Philosophen Dr. Manfred Lütz. Satirisch, humorvoll, dann aber auch wieder ernsthaft zog er gegen den so genannten Diät-Sadismus, den Gesundheitswahn und gegen den Fitness-Irrsinn zu Felde.

Eine seiner Thesen lautet: "Gesund ist ein Mensch, der mit seinen Krankheiten einigermaßen zufrieden leben kann." Dies bezeichnet er als den einzig realistischen Gesundheitsbegriff. "Die Menschen wollen heute alle länger leben. Während sie früher ihr Heil vom Pfarrer erwarteten, erwarten sie das heute vom Arzt. Infolge dessen sind heute die Kirchen leer und die Wartezimmer voll. Die Menschen glauben gesünder zu leben, indem sie Körner essen und in den Wald gehen. Nichts dagegen, aber nicht einseitig."

Die Gesundheitsreligion, wie Lütz es nannte, habe das Menschbild verändert. Sie sei die mächtigste und gleichzeitig auch teuerste Religion aller Zeiten.

Zu den eher nachdenklichen Kernsätzen des Arztes und Theologen gehört sein Ausspruch: "Wer den Tod verdrängt, verpaßt das Leben", oder auch "Man kann den Sinn des Lebens erfahren in der Unwiederholbarkeit des Moments".
aus BTH Heimtex 10/07 (Wirtschaft)