Agepan Tarkett Laminate Park: Maßgeschneidertes Produktionskonzept für den Fachhandel

"Top Design, Flexibilität und Qualität zu ordentlichen Margen"

Mit einer Sägemühle fing alles an. Es folgten die Sperrholzherstellung mit einem vorgeschalteten Furnierwerk sowie die Produktion von Span- und später mitteldichten Faserplatten (MDF). An diese Meilensteine der Holzindustrie erinnerte nur noch marode Bausubstanz, als das traditionsreiche Industriegelände im saarländischen Heusweiler 2005 revitalisiert werden sollte. Da half nur eins: Bis auf ein kleines MDF-Werk aus den frühen 90er Jahren, eine Energiezentrale und eine Halle wurden die alten Gemäuer komplett abgerissen. Heute befindet sich auf dem Areal für ihre Größenordnung sicherlich die modernste Laminatboden-Fertigung der Welt - eine Anlage, die ganz auf die Erfordernisse des Fachhandels zugeschnitten ist: der Agepan Tarkett Laminate Park, ein Joint-Venture der portugisischen Sonae Indstria zusammen mit Tarkett. Eine Vertriebsgesellschaft kümmert sich speziell um den Service in den Tarkett-Organisationen. Ulrich Baumert, stellvertretender Chefredakteur, sprach mit Geschäftsführer Ralf Eisermann.

Geschäftsführer des Agepan Tarkett Laminate Park und damit zuständig für den industriellen Part des Joint Venture ist Ralf Eisermann. Es ist bereits die vierte Fabrik, die unter Federführung des Laminat-Profis errichtet wurde. Ein Novum stellt die Integration des vorhandenen MDF-Werks dar.

Dass er auf eine etablierte Plattenproduktion zurückgreifen konnte, sieht Eisermann als Glücksfall. "Nachdem es gelang, die großen Kostenfaktoren Holz- und Leimeinsatz sowie den Energieverbrauch unter Kontrolle zu bringen, ist dieses MDF-Werk hoch attraktiv", erläutert er. Durch die jüngsten Investitionen sei die Anlage außerordentlich leistungsstark und wirtschaftlich aufgestellt. Dazu passt es ins Kalkül des Experten, dass sich für den Laminatpark die Einkaufssituation bei den Rohstoffen (Rundholz und Hackschnitzel zu je 50% ) zurzeit relativ positiv darstellt. In einem Interview mit BTH Heimtex schildert Eisermann, worin die Besonderheiten der Produktionsstätte bestehen und welche Ziele man sich gesetzt hat.

BTH Heimtex: Worin lag für Sie der Reiz, dieses Projekt zu realisieren?

Eisermann: Ein Joint Venture lebt von der Substanz seiner Partner, und hier haben wir es mit zwei großen Namen zu tun: Der portugiesische Konzern Sonae Indstria ist weltweit größter Hersteller von Holzwerkstoffen. Mit dieser Ressource in der Hinterhand sind wir in der Lage, eine Sonderstellung im Engineering-Bereich einzunehmen. Dazu kommt auf dem Fußboden-Sektor die Weltklasse-Vertriebseinheit von Tarkett - eine ideale Kombination, die das Gemeinschaftsprojekt einzigartig macht.

BTH Heimtex: Von welchen Anforderungen ließen Sie sich bei der Konzeption des Laminatparks leiten?

Eisermann: Vorgegeben wird das Layout einer Fabrik immer vom Markt, in diesem Fall von den Tarkett-Kunden, die sich an hoher Qualität, hoher Designkompetenz und einem hohen Servicegrad orientieren. Der Standort musste also von Anfang an auf die Belange des Groß- und Einzelhandels ausgerichtet werden. Dabei galt es, eine Symbiose zu schaffen aus modernster Anlagentechnik, was High Speed bedeutet, und Flexibilität. Nach der reinen Lehre der Anlagenbauer schließt sich das aus. Da es uns aber gelungen ist, die Arbeitsabläufe perfekt zu verketten, können wir bei hoher Wirtschaftlichkeit viel Service bieten.

BTH Heimtex: Was hat denn der Arbeitsablauf im Werk mit Kundenservice zu tun?

Eisermann: Ein vorgegebenes Ziel bestand zum Beispiel darin, die Feinkommissionierung bzw. das Coupon-Geschäft in diesen hochgradig automatisierten Materialfluss zu integrieren. Dass heißt konkret: Vom MDF-Werk bis an die Verladerampe besteht eine Komplettverkettung, die ohne Staplerbewegung den gesamten Materialfluss ermöglicht. Mit Hilfe eines Computersystems lassen sich bestimmte Artikel an jede Stelle des Werkes bringen, um sie zeitnah und hochflexibel zu handhaben. Zum Beispiel lässt sich vollautomatisch aus diversen Paletten unterschiedlicher Produkte eine gemixte Gebindeeinheit zusammenstellen. Vorher war das ein rein manueller Vorgang. Dieser Schritt bedeutet mehr Transparenz und mehr Wirtschaftlichkeit.

BTH Heimtex: Trotz des hohen Leistungsvermögens wirkt die Fabrik sehr kompakt?

Eisermann: Durch die Talsituation ist das Gelände etwas schwierig, dazu kommt die enge Nachbarschaftsbebauung. Auf einer Nettogrundfläche von gut 25.000 qm haben wir eine Infrastruktur geschaffen, die es ermöglicht, die Jahresproduktion ohne große Investitionen auf rund 30 Mio. qm zu steigern. Dieses Verhältnis aus Leistung und überbautem Raum gibt es in unserer Branche sicher kein zweites Mal.

BTH Heimtex: Die hohe Flexibilität wird auch beim Verpressen des Laminatbodens deutlich.

Eisermann: Unsere Pressen sind für extrem hohen Druck ausgelegt. Das versetzt uns in die Lage, tiefe Strukturen und mehrlagige Spezialaufbauten (zusätzliche Kraftpapiere, d. Red.) herzustellen. Letzteres wird durch fünf Ziehstationen gewährleistet. Das Umschalten auf die andere Herstellungsart erfolgt mit minimalem Zeitverlust. Die Relevanz dieser Technologie werden wir mit neuen Produkten auf der Domotex 2008 verdeutlichen.

BTH Heimtex: Produktionsstart war Mitte Januar 2007. Bei aller Routine dürfte es auch Kinderkrankheiten gegeben haben?

Eisermann: Am Anfang - und das ist nicht ungewöhnlich für einen Start auf der grünen Wiese - gab es einige Probleme. Mit einer unerfahrenen Mannschaft einen Laminatboden zu produzieren, ist an sich schon schwierig, und das ist erst recht der Fall, wenn in kurzen Intervallen die ganze Vielfalt des Tarkett-Sortiments zu bewältigen ist. Wir haben versucht diesen Spagat so unmerklich wie nur möglich für unsere Kunden zu vollziehen, und zwar durch eine Mischung aus den externen alten Lieferanten sowie der eigenen Kapazität.

Hierzu muss man wissen, dass das Laminat-Geschäft bis dahin aus vier Richtungen bzw. Produktionsstandorten bedient wurde. Da das neue Hochregallager noch nicht zur Verfügung stand, musste die Ware zunächst außerhalb bevorratet werden. Seit den Sommerferien steht uns die zentrale Logistik-Plattform mit dem SAP-System von Tarkett zur Verfügung, so dass die organisatorischen und maschinellen Einheiten jetzt ein stabiles Niveau erreichen konnten. Inzwischen werden sämtliche Produktbereiche im Laminatpark produziert und unser interner Servicelevel an den Vertrieb liegt konstant bei über 95%. Nach sieben bis acht Monaten ein prima Ergebnis.

BTH Heimtex: Wann soll die Kapazitätsgrenze von 30 Mio. qm pro Jahr erreicht werden?

Eisermann: Wir verfallen nicht gleich im ersten Jahr in Gigantomanie. Top Design, Flexibilität und Qualität sind unsere Plattform und das zu ordentlichen Margen für unsere Kunden und letztendlich damit auch für uns. Wir wollen gerne mit diesem Konzept wachsen, aber setzen uns nicht unter den Druck, gleich mit allen Muskeln zu zucken, nur weil wir sie haben. Wir sind auch auf Wachstum erstklassig vorbereitet. Das ist eine schöne Position.

BTH: Welcher Anspruch ist eigentlich mit der Bezeichnung Laminate Park verbunden?

Eisermann: Erklärtes Ziel ist die Bildung eines Pools, der sämtliche Kompetenzfelder im Bereich Laminatboden auf sich vereint. Durch seine rückwärtige Integration ist dieses Unternehmen in der Lage, die Produkte im Kern zu optimieren und weiter zu entwickeln. Schon während der Startphase wurden Teams gebildet, die sich mit völlig neuen Themen beschäftigen. Von dieser Innovationsplattform sollen auch die anderen Joint-Ventures unserer Gesellschafter profitieren. Die Autoindustrie zeigt uns seit vielen Jahren, wie im Bereich Entwicklung Zeiten und Ressourcen - gegebenenfalls auch Unternehmensübergreifend - optimiert werden können. Da steht unsere Industrie noch ganz am Anfang. Wir können hier aufgrund der JV-Struktur neue Wege gehen.

BTH Heimtex: Halten Sie auch Synergien mit anderen Belagsegmenten von Tarkett für möglich?

Eisermann: Einige Ideen haben bereits konkrete Formen angenommen und eröffnen interessante Perspektiven. Dabei handelt es sich nicht um Nuancen, die man erst wahrnimmt, wenn darauf hingewiesen wird, sondern um grundlegende Neuheiten. Wir wissen, was unsere Kunden an Laminat schätzen und wo die Vorteile bei Parkett und CV liegen. Auf dieser Basis können neue Ansätze gefunden werden - und das alles unter einem Dach.


Agepan Tarkett Telegramm

Agepan Tarkett Laminate Park GmbH & Co. KG
Werkstraße
D-66265 Heusweiler
Telefon: 06806 / 16 - 0
Telefax: 06806 / 16 - 189
www.laminatpark.de

Muttergesellschaft:
- Sonae Indstria SGPS, S.A.
- Tarkett SA
Verbandsmitglied bei:
- EPLF Verband der europäischen Laminatbodenhersteller e. V.
- Internationaler Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen
- Natureplus e.V.
Produkte: Laminatfußböden, MDF/HDF-Trägerplatten
Geschäftsführer: Ralf Eisermann
Geschäftsführer: Pedro Ricardo De Sa Cunah
aus BTH Heimtex 11/07 (Wirtschaft)